Zwei Versionen November.
Ich liebe den Herbst. Für all seine goldenen, blätterbunten, sonnigen, stümrischen, regnerischen, kalten, spätsommerlich restwarmen, matschigen und rascheligen Facetten – September, Obtober und November sind meine drei liebsten Monate des Jahres. Und deshalb liebe ich auch sehr diese beiden Varianten eines Novembergedichts von Fritz Eckenga.
November
November, schwarzer Monat Du
Kehrst stets wieder, gibst nicht Ruh‘
Schickst uns neue dreißig Tage Dunkeldüstergraue Plage.
Bleichst fahle Blässe in die Wangen
Machst Gesichter traurig hangen
Pflanzt unzählig Depressionen
Sorgst für unbespielbar Boden
Brichst das Licht mit klebrig Nebel
Hebst mit eklig Regen Pegel
Läßt die Winde grausig tosen
In unseren langen Unterhosen.
Schleichst Dich schleimig an uns ran
Doch wir wissen deutlich wann
Deine Marter übel droht
Spätestens wenn Hundekot
Wässrig sich mit Baumlaub quetscht
Unter unsere Gummisohlen.
November, kannst uns nicht verkohlen
Zu bestialisch fault Dein Odem
Auf unserem teuren Teppichbodem.
November, alter Leichenschänder
Los! Sag an! Schmeißt Du ne Lage
Schnaps auf Deine Totentage?
Hast so viele wie kein zweiter
Kadaverfürst, vermaledeiter
Wirst hemmungslos uns wieder quälen
Mit Buß- und Bettag, Allerseelen
November, Sack, Du sollst verrecken!
Am besten mit dem Pack der Jecken
Die sich an Deinem Elften wecken
Mit Humba, Ententanz und Prost –
Vielleicht bringt ja Dezember Trost
Und richtet Euch mit starkem Frost.
Ich komm‘ zum Schluß mit dem Gedicht:
November, bist ein Arschgesicht!
November
Der Wiederruf
November, Held der Monatsrecken
Schützend dick sind Deine Decken
Wärmst mit dichten Baumlaubmatten
Sowohl den Wurm in Herbstrabatten
Als auch die kalten Gehwegplatten
Die unser Trottoir belegen
Für jeden fröstelnd‘ Zeh ein Segen
Sofern die Nachbarn nicht gleich fegen
November, deckst uns zu mit Güssen
Legst die nassen Nebelkissen
Dämpfend auf das Ach und Krach
Hältst Laut und Lärm gekonnt in Schach
Spitzer Ton wird mählich flach
Ruhe senkt sich auf das Dach
Unter dem die klammen Socken
Dampfend überm Ofen trocknen.
Warme Stube macht uns Nicken
Da meldet sich Dein kleiner Schalk
Willst uns wohl ein Stürmchen schicken
November, großer Blasebalg!
Nur zu! Tob‘ Dich nur tüchtig aus!
Wir gehen heute nicht mehr raus
Schließen jede Fensterlade
Wickeln Plaid um Fuß und Wade
Und schlürfen heiße Schokolade.
Wir lieben Dich für Deine Launen
Für stilles Schweigen, lautes Raunen
November, bleib‘ so, wie Du bist
Und sei zum Dank dafür geküßt.
[ Fritz Eckenga, Kucken, ob’s tropft. Trockene Geschichten und dichte Gedichte. Ein Lesebuch. Verlag Edition Tiamat, Berlin, ISBN 3-89320-003-7, 24,- ]
Am 09.11.2014 um 20:00:35 Uhr [Link]
November. Hass und Liebe. Momentan verwöhnt er mich mit Sonnenschein und fast noch milden Temperaturen. Aber das Wetter hier in Bayern ist mehr als launisch… ich warte mit angehaltenem Atem auf Schnee.