Links zum Wochenende: Internettrolle zum Sammeln, hassende Wohlhabende, mit 5 Euro um die Welt, Abtreibung u.v.m.
Jeden Freitag zeige ich euch hier, was mir in letzter Zeit im Internet so interessantes vor die Füße geschwemmt wurde. Thematisch völlig durchmischt, aber immer mehr oder weniger stark politisch geprägt.
Gemma Correll ist eine britische Cartoonistisin und der Überzeugung, dass man beknackten Geschlechterstereotypen am besten mit Humor begegnet. Meine Lieblinge sind die Internet-Trolle zum sammeln.
***
Ein Artikel, bei dem ich nach jedem Halbsatz „jaaaa!!!“ schreien möchte: Was man zu dicken Personen besser nicht sagt.
***
Über Klassismus im Ökolifestyle schreibt Katja Kullmann bei der Freitag: Wenn Wohlhabende hassen.
***
Ein Foto, vor dem ich diese Woche lange mit staunenden Augen saß.
***
Seit gut zwei Jahren sind Gwen und Patrick jetzt auf Weltreise – ohne Flugzeug und mit einem Budget von maximal 5 Euro pro Person und Tag. Den ersten Teil der Reise bis Moskau haben sie gänzlich ohne Geld bewältigt. Ihre Reise dokumentieren sie filmisch, und alle paar Wochen gibt es bei der Badischen Zeitung eine neue Folge davon. Ich bin absolutes Fangirl von den beiden und ihrer Reise. Im Film tauchte es noch nicht auf, aber auf der Webseite konnte man lesen: Gwen ist schwanger! Ich bin total gespannt, wie es jetzt weitergeht und wo das Kind zu Welt kommen wird.
***
Das mit der kulturellen Aneignung ist eine ziemlich schwierige Sache. Seit mir klar geworden ist, dass zum Beispiel auch gedehnte Ohrläppchen dazugehören, stehe ich mit meinen eigenen ebensolchen immer wieder auf Kriegsfuß. Und auch, wenn wir schon lange wissen, dass Dreads bei weißen problematisch sind, finde ich es nach wie vor schade und doof, die nicht mehr so richtig okay finden zu können. Außerdem kochen wir sehr oft indisches oder israelisches Essen, daher fand ich diesen Artikel über den Umgang mit Lebensmittelbezeichnungen aus anderen Kulturen. letzte Woche sehr spannend. Wer nochmal in Erfahrung bringen will, was kulturelle Aneignung eigentlich meint, kann sich dieses Video von riotschminke mal ansehen. Es dreht sich zwar vor allem um kulturelle Aneignung im Beauty-Bereich, aber ich denke, anhand der Beispiele darin, wird ganz gut klar, worum es insgesamt geht.
***
Die tolle Suse von RevoluZzza hat, in Anlehung an meinen, auch einen Artikel Geschlechterrollen in Kinderbüchern geschrieben.
***
Übrigens haben einige der Verlage, deren Bücher ich in meinem Artikel verlinkte, angekündigt, mir Rezesnsionsexemplare zu schicken. Großartig! Ich werde sie euch zum Welttag des Buches am 23. April vorstellen und im Rahmen der Aktion Blogger (sic! Es muss natürlich Blogger*innen heißen) schenken Lesefreude auch einige der Bücher verlosen.
***
Worauf wir übrigens auch gut verzichten können, ist lookistische und sexistische Kackscheiße™ als edgy Marketingstrategie. Es gibt schließlich auch noch andere Smoothies auf dem Markt, als die von den Vollpfosten von true fruits.
***
Wer schon länger mitliest, weiß, dass ich bei meiner dritten Schwangerschaft zuerst nicht sicher war, ob ich das Kind austragen möchte, oder nicht. Ich war ziemlich verzweifelt, habe erst darüber getwittert (und von meiner großartigen Twitter-Community den bestmöglichen Support bekommen). Später habe ich darüber – also vor allem, darüber, dass ich diese Gedanken per twitter öffentlich gemacht habe – einen Artikel in der Brigitte MOM geschrieben. Die Reaktionen im Forum dort waren weniger gut. Von schlichtem Unverständnis bis hin zur Empfehlung einer Verhaltenstherapie kam viel Negatives zurück – was mich, um ehrlich zu sein, nur mäßig juckt. Denn nach wie vor bin ich der Meinung, dass Abtreibung nicht stigmatisiert werden darf, und keine Frau gewzungen werden sollte, mit solchen Gedanken alleine bleiben zu müssen, oder sie nur hinter vorgehaltener Hand äußern zu dürfen. Ungewollte Schwangerschaften passieren, und es muss jeder Frau möglich sein, frei und ohne Angst vor Verurteilung zu entscheiden, dass sie die Schwangerschaft abbrechen möchte – und auch darüber reden und um Unterstützung bitten zu dürfen. Dieses Recht habe ich mir herausgenommen und einen Teil meiner Gedanken dazu getwittert. Mit meinem Artikel dazu wollte ich anderen Frauen in ähnlichen Situationen ein bisschen Mut machen und ihnen sagen, dass sie nicht allein sind, und dass es okay ist, solche Gedanken zu haben. Trotz aller ethischer Bedenken, aller Fragen dazu, wo Leben eigentlich anfängt, muss es möglich sein, über dieses Thema offen sprechen zu können, und die Möglichkeit zur Abtreibung wahrnehmen zu können, ohne verurteilt oder zum Schweigen aufgefordert zu werden. Daher finde ich diesen Guide in Form eines Comics absolut wunderbar: Welche Möglichkeiten zu einer Abtreibung gibt es, und was passiert bei einer Abtreibung? Wichtigste Botschaft nebenbei: DU BIST NICHT ALLEINE!
Mit der Entscheidung, das Kind zu bekommen, wurde aus einer ungewollten Schwangerschaft bei uns, wie man weiß, ein absolutes Wunschkind: Das tollste kleine Mädchen der Welt, das wir sehr, sehr lieb haben.
***
Das war’s für diese Woche, habt ein sonniges Wochenende!
Am 10.04.2015 um 09:22:52 Uhr [Link]
ich mutiere langsam gefühlt zur stalkerin – aber hey: das ist einfach immer ne tolle sammlung, die du da raus haust – also danke <3
die wohlstandshasser sind mir auch schon oft über den weg gelaufen, an der uni und sonst so. scheinbar lassen die eigenen privilegien schnell alles weitere vergessen. "einem bettler geld geben? niemals. der kauft ja nur drogen davon."
und auch der rest: danke. danke fürs aufschreiben deiner abtreibungsgedanken. fürs aushalten des hasses. stellvertretend für alle frauen*, die auch einmal in einer solchen oder ähnlichen situation waren. denn am ende ist man da meist: allein.
liebste grüße aus dem nahen norden. j.
Am 10.04.2015 um 09:26:24 Uhr [Link]
Danke dir <3
Vermutlich müssen wir uns einfach mal irgendwann auf einen Kaffee treffen; die Distanz FR/KA lässt sich ja noch ganz gut als Tagesausflug bewältigen ;)
Am 10.04.2015 um 09:30:30 Uhr [Link]
un-be-dingt
ab sommer wohnt auch eine freundin samt kind im dorf bei fr – da hab ich dann schon zwei gründe mehr, rum zu kommen.
aber gerne auch schon vorher. echt.
Am 10.04.2015 um 10:17:06 Uhr [Link]
Ich bin nicht bei allem immer ganz deiner Meinung, aber bei deinen Gedanken zum Thema Abtreibung bin ich auch der Meinung, es sollte drüber gesprochen werden und niemand sollte damit allein gelassen werden.
Am 10.04.2015 um 10:42:57 Uhr [Link]
Den ersten Link fand ich ganz klasse, vielen Dank. Meiner Mutter haut’s immer diese Sprüche raus, dabei ist sie eigentlich eine ganz Liebe – aber in diesem Punkt völlig brainwashed und lernresistent. *seufz
Ich bin allen Frauen sehr dankbar, die sog. Schwangerschaftskonflikte ansprechen – ich musste mich gerade mit Trisomierisiken und so weiter beschäftigen, und es hilft ungemein, wenn man von anderen Frauen hört, die in ähnlichen Situationen sind. VIELEN DANK FÜR EUREN – UND DEINEN – MUT! Über die intellektuell bescheidenen, vor Hass oder Unverständnis triefenden Kommentare unter solchenArtikeln, in denen Frauen wahrscheinlich wirklich unter Schmerzen solche Problematiken öffentlich ansprechen, habe ich mich schon oft geärgert. Jemand, der ehrlich einen Konflikt anspricht, verdient sicher keine Häme und keinen Hass.
Am 10.04.2015 um 10:58:57 Uhr [Link]
Das ist aber wieder eine tolle Sammlung. Ich freu mich schon jeden Freitag auf deine Tipps und Denkanstöße- Danke dafür!
Ich bin erst „halb-durch“ (den Rest hebe ich mir für später auf) aber den Artikel über den Wohlstandshass kann ich nur unterschreiben- der begegnet einem öfter als mir lieb ist.
Und der Link zum Früchtepansch hat mich so aufgeregt, dass ich den Rest der Links jetzt aufschiebe ;) UNGLAUBLICH- unabhängig vom sich angeriffen fühlen ist das ein Ton der in unserer Gesellschaft anscheinend gerade chic gefunden wird. Ich finde ihn unsäglich und eigentlich sind ja die Antworten auf die Kunden-Reaktion erst das wirklich beleidigende. Wenn ich zu jemandem sag „ist mir egal wie du das siehst“ empfinde ich das als so abwertend das mir schlecht wird.
Ich wünsch dir ein schönes Wochenende mit der Familie <3
Sarah
Am 10.04.2015 um 11:09:52 Uhr [Link]
ich muss sagen, die Geschichte mit der kulturellen Aneignung is echt knifflig. Für mich hab ich es erstmal gedanklich so gelöst, dass ich das Hauptproblem darin sehe, dass kulturelle Dinge zur Vermarktung und für komplette Äußerlichkeiten genommen werden.
wenn sie aber selbst dann zu einem Symbol für etwas werden, zB. Widerstand gegen die Gesellschaft, würd ich das ganze schon anders werten.
Denn genau genommen, haben sich auch fast alle Schwarzen sich Rastas aus ein paar wenigen Kulturen angeeignet. Sie wegen ihrer Hautfarbe diesbezüglich zu bevorteilen, wäre ja eigentlich auch nur Rassismus oder? (und klar haben sie das als Symbol für ihren Kampf gewählt. Aber Weiße sollten das auch können, finde ich. Um eben die Welt eben nicht in Schwarz und Weiß zu teilen)
Grundsätzlich würde ich aber das ganze hm… etwas entspannter sehen trifft es nicht. Aber nicht jeden einzelnen Menschen in die Hölle schicken. Ich würde da eher die Stellen, die tatsächlich ausbeuten und unterdrücken, anklagen. Also Werbeindustrie, Fernsehindustrie, Bekleidungsindustrie, Musikindustrie etc…
Die Bumping-Debatte in den USA ist für mich zB. sexistischer Scheiß in Musikvideos, ob er nun von Schwarzen oder Weißen ausgeübt oder gefördert wird, is dabei für mich unwichtig und hat mit dem ursprünglichen Tanz in den Ursprungskulturen irgendwie nix mehr zu tun.
Das mit dem Wohlhabendenhass… man kann es als ,,Scharotzer“ eh nicht richtig machen. Wir leben öko. Machen viel selbst, haben fast nur geschenkte Klamotten und kaufen im Bioladen unser Essen – die Reaktionen darauf sind: 1. wenn es für Bio-Essen reicht, isses zu viel! (gesunde Ernährung is natürlich nicht für Hartz4-Familien erwünschenswert) und 2. Wenn Ihr eh alles geschenkt bekommt, könnt Ihr ja das Geld, was übrig bleibt auch zurückzahlen, Ihr gebt es ja nicht für das aus, wofür es gedacht ist, oder auch schon erlebt: in Schenkegruppen auf Facebook gegen die arbeitslosen Schmarotzer gehetzt, die es wagen dann auch noch zum geschenkten Geld, geschenkte Sachen haben zu wollen und es den anderen wegzunehmen. Denn das sind die SCHLECHTEN Armen. GUTE Arme gehen arbeiten und trotzdem kein Geld bekommen. Anstatt mal die Politik anzuschreien…
Genauso wie Urlaub, wird ja diskutiert, ob es Urlaubsgeld geben sollte. Aber hej – Arbeitslose haben ja Dauerurlaub und Entspannung pur, vielleicht sogar nen Rechner, an dem sie sich täglich vergnügen können und darin die Erfüllung finden. Da KANN man doch gar nicht depressiv werden!
Am 10.04.2015 um 11:26:37 Uhr [Link]
ach ja – bei dem verschenken isses übrigens genauso bei Flüchtlingen…. bloß nicht fragen, wo man was für Flüchtlinge sammeln kann. Ich hab ja das Gefühl, die Flüchtlinge haben den Hass gegen die Bedürftigen nur um eine Option erweitert. (und auch da wird immer wild unterschieden, entweder sind sie NOCH schlechter oder besser, weil sie ja nicht so faul sind wie die deutschen Schmarotzer.. Dass das alles Individuen mit eigenem Schiksal sind, wollen sie irgendwie nicht hören)
Am 10.04.2015 um 14:08:55 Uhr [Link]
Fraumond, in München quellen die Spendenlager für die Flüchtlinge über, Problem ist nur, dass oft die Größen nicht passen.
Ich finde interessant, dass Du diesen konstruierten Gegensatz „würdige Arme“ VS. „unwürdige Arme“ ansprichst – diesen Diskurs gibt es sein 400 Jahren, offensichtlich kann und will man nicht nur Armut sehen, sondern immer Armut mit einem bestimmten Verhalten verknüpfen. Dabei fallen die Flüchtlinge eher in das Raster der „würdigen“ Armen, scheint mir. Sie haben, wenn man mit Leuten redet, eine Art „nichts persönlich falsch gemacht“-Bonus. Da ist man dann wohl auch bereit, von Vornherein eher Milde walten zu lassen als gegenüber „Hartz 4“-Beziehern, die oft ganz anders „einsortiert“ werden.
Am 11.04.2015 um 09:26:04 Uhr [Link]
Hey, ich habe das damals bei Twitter nicht richtig verfolgt. Aber ich finde die Idee gut, offen über den Schwangerschaftskonflikt zu sprechen. Ich war auch im Konflikt, bin damit offensiv umgegangen, wo sich dann rausstellte, dass von fünf besten Freundinnen drei schon einen Abbruch hatten. Davor hat keine offen darüber gesprochen. Dabei ist es ja ne Tatsache, dass, außer bei Frauen, die aus religiösen Gründen Abtreibung strikt ablehnen, bei einer ungeplanten Schwangerschaft mal auch das Szenario einer Abtreibung durchgespielt und -gedacht wird. Ich habe damals auf Facebook offen in meiner Statusmeldung geschrieben, dass ich gerade zur Abtreibung gehe. Als ich nach Hause kam, war in meiner WG eine Freundin (nicht die beste Freundin), die selbst gerade ihr Wunschkind erwartet hat und mich mit einem selbstgebackenen Kuchen erwartete und mir gute Genesung wünschte. Negative Reaktionen habe ich keine bekommen. Ich habe das Gefühl, dass die Angst vor negativen Reaktionen häufig nur als Selbstschutz vorgeschoben wird, um das Thema nicht öffentlich zu machen. Ich sehe keinen Grund, weshalb ich so etwas verschweigen sollte.
Am 13.04.2015 um 07:46:27 Uhr [Link]
Liebe Ella,
Es stimmt, es gibt zuwenig Offenheit zum Thema Schwangerschaftsabbruch.
Ich hatte auch einen, und ich habe immer dazu gestanden, und obwohl es eine meiner intensivsten negativen Erfahrungen ist (also die Entscheidung gegen das Kind), bereue ich es überhaupt nicht, und war absolut froh, dass ich die Wahl hatte.
Ich habe einen Weg gefunden, ich habe 5 Kinder, 2 (eine Fehlgeburt zzwischen 2 Kindern ) im “ Himmel“ bei meinem Vater und 3 auf der Erde.
übrigens kann ich Deine Gedanken zur 3. Schwangerschaft absolut nachvollziehen, ich war genau so genervt und völlig zerfressen davon, meine gerade neu gewonnene Freiheit nach Kind 2 wieder aufgeben zu müssen. Diese Anstrengung, schwanger mit 2 Kleinkindern….ich habe bis zu den Kindsbewegungen ca17.ssw gebraucht. ..und heute ist Kind 3 so eine Süße, ohne sie? Unvorstellbar. An eine Abtreibung hab ich aber irgendwie nie gedacht, weil eine Nr 3 schon irgendwie gefühlt und geplant war. Nur der Zeitpunkt. …
Schönen Wochenstart,
Eva