Links zum Wochenende: Containern, Gewalt gegen Frauen, Abschiebung eines Helden, Kinder aus Regenbogenfamilien u.v.m
Jeden Freitag zeige ich euch hier, was mir in letzter Zeit im Internet so interessantes vor die Füße geschwemmt wurde. Thematisch völlig durchmischt, aber immer mehr oder weniger stark politisch geprägt.
Wer hier schon länger mitliest, weiß, dass ich früher manchmal containern gegangen bin, und immer noch eine große Freundin der Lebensmittelrettung bin. Heute containere ich nur noch sehr selten, nehme aber immer mal wieder Sachen mit, die im Bioladen oder auf dem Markt aussortiert wurden. In kleineren Läden kann man einfach danach fragen und hat recht oft Erfolg. Auch foodsharing gehört nach wie vor zu meinem Alltag. Daher freute mich die Nachricht, dass es Supermärkten in Frankreich verboten werden soll, noch genießbare Lebensmittel wegzuwerfen, sehr.
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70 Jahre ist das Kriegsende nun her, und so gibt es gerade in den letzten Wochen viel dazu zu lesen – vor allem auch viele Geschichten der mittlerweile nur noch wenigen lebenden ehemaligen KZ-Häftlinge. Für mich ein wichtiges Thema, an dem ich nie vorbeilesen kann. Diese Geschichte hat mich, neben vielen anderen, besonders berührt.
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Ich rede hier immer wieder von Privilegien, aber was meine ich damit überhaupt? Ein kleiner Comic illustriert eines von vielen Privilegien sehr anschaulich und hilft zu verstehen, warum es so wichtig ist, sich seiner eigenen Privilegien bewusst zu werden und achtsam damit umzugehen.
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Letztes Jahr im November passierte mir etwas, was ich danach viele Wochen lang nicht vergessen konnte: Ich musste auf dem Weg zu einer Erledigung an der Freiburger Straßenbahnhaltestelle Lindenwäldle umsteigen. Nur wenige Sekunden, bevor ich aus der Straßenbahn stieg, war dort eine Frau von ihrem Exfreund mit einem Messer lebensgefährlich verletzt worden. Die Frau saß stark blutend und unter schmerzen stöhnend im Wartehäuschen, während der Exfreund von einem jungen Mann überwältigt worden war, der jetzt auf seinem Rücken saß und ihn fixierte, bis die Polizei eintraf. Dieser junge Mann hat der Frau das Leben gerettet. Für seine Courage wurde er bewundert, gelobt, ausgezeichnet. Nun soll der junge Mann abgeschoben werden, weil er als geduldeter Flüchtling in Deutschland auch Straftaten begangen hat.
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Die Ehe für alle setzt sich nach und nach endlich, endlich durch. Nach Irland wollen nun auch andere Länder nachziehen und es gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglichen, *richtig* zu heiraten. Nur Deutschland kommt nicht aus dem Quark und zeigt sich rückschrittig.Von konservativer Seite kommt oft der Einwand, Kinder müssten in geordneten, stabilen Verhältnissen aufwachsen dürfen, und aus irgendeinem mir überhaupt nicht nachvollziehbaren Grund wird vorausgesetzt, dass nur Hetero-Eltern solche Verhältnisse bieten können, während es in Familien, die nicht aus Cis-Vater und Cis-Mutter bestehen, irgendwie immer drunter und drüber gehen muss. BRING ME MY DRAGONS! Was für ein beknackter Quatsch! Eine sehr schöne Beschreibung dieser geordneten Verhältnisse habe ich neulich beim Postillion gefunden:
„Besonders erbittert gegen die Gleichstellung der Homoehe kämpft die CSU. Sie möchte weiterhin am traditionellen Familienbild aus Vater, Mutter, drei Kindern, Geliebter des Vaters und außerehelichem Kind festhalten, wie es etwa von CSU-Chef Horst Seehofer eindrucksvoll vorgelebt wird.“
Es gibt so unendlich viele weitere Beispiele dafür, dass Kinder es in Hetero-Familien längst nicht immer automatisch gut haben. Was in Deutschland in Sachen Kindesmisshandlung so abgeht, ist nur eines von vielen. Außerdem wird immer so getan, als gäbe es Regenbogenfamilien erst seit maximal 10 Jahren, und als seien die Kinder, die in ihnen aufwachsen noch klein und müssten von Dritten beschützt werden. Ich kenne 3 Erwachsene Menschen, nur wenig jünger als ich, die mit jeweils einem Trans*-Elternteil aufgewachsen sind, und ein gutes Dutzend Kinder zwischen 7 und 24 Jahren, deren Eltern ein homosexuelles Paar sind. Diese „Kinder“ können ganz gut für sich selbst sprechen, und tun das zum Beispiel hier.
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Mary Ellen Mark, eine bekannte Fotografin, ist gestorben. Ich habe mir kürzlich „Streetwise“ angesehen; eine Dokumentation, die sie Anfang der 80er Jahre über Straßenkinder in Seattle drehte. Sehr ergreifend.
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Endlich! Weibliche Körpersprache verstehen leicht gemacht! (Vorsicht, Ironie.)
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Gestern war Menstrual Hygiene Day, und ich fand diese Grafik, wo auf der Welt wie menstruiert wird, sehr interessant. Vor längerer Zeit habe ich mal über die Menstasse geschrieben, die ich immer noch uneingeschränkt empfehlen möchte.
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Die Selbstmordrate von Frauen nimmt weltweit zu. Ein lesenswerter Artikel beim Guardian. Kurzversion: Sexismus tötet.
Das war’s für heute; fürs Wochenende solltet ihr nun gut mit Lesestoff versorgt sein. Habt einen guten Start in ein schönes ebensolches!
Am 01.06.2015 um 16:30:08 Uhr [Link]
Das Thema mit den Regenbogenfamilien interessiert mich sehr. Aber ich bin gedanklich ein Schritt weiter und denke nicht nur über gleichgeschlechtliche Elternschaft nach, sondern auch darüber, wie die Gesellschaft mit „polygamen“ Konstellationen wie ein Mann mit 2 Frauen oder eine Frau mit 2 Männern und ihre „Fähigkeit“ zur guten Elternschaft umgeht. Da sind leider oft auch erschreckend viele Vorbehalte und Vorwüfe in Bezug auf das Wohlergehen der Kinder zu hören. Aber wen diese Partnerschaftskonstellationen stabil sind und alle Partner einen respektvollen und liebevollen Umgang miteinander pflegen, kann es doch nur ein Gewinn für das Kind sein, da es sich sogar auf mehr erwachsene Vorbilder und Vertrauenspersonen stützen kann. Und das Argument, dass kind könnte von anderen Kindern deswegen ausgeschlossen werde, liegt ja nur am Umgang der Gesellschaft mit diesen Familienformen, Genauso wie bei den homosexuell basierten Regenbogenfamilien.
Am 05.06.2015 um 00:50:04 Uhr [Link]
Hier eine Petition für Hassan Yahya
https://www.openpetition.de/petition/online/keine-abschiebung-fuer-den-lebensretter-hassan-yahya-freiburg-weingarten?language=en_GB.utf8