Kürbisfest 2015 – und unser anarchistischer Jahreszeitentisch im Oktober.
Der Herbst ist nach wie vor meine Absolute Lieblingsjahreszeit. Die unfassbaren Farben, die Fülle auf den Marktständen, sonniges Wetter bei angenehm kühlen Temperaturen, die erdig duftende Luft – von mir aus könnten wir den Hochsommer abschaffen, und gleich vom Juni in den Herbst übergehen. Fester Bestandteil und durchaus ein Höhepunkt in der Herbstzeit ist für uns seit mehreren Jahren das Kürbisfest auf dem Mundenhof, ich habe schon mehrfach davon geschrieben (z.B. hier oder da). Am letzten Wochenende waren wir wieder dort und genossen das übliche Programm.
Dieses Jahr wollte ich endlich mal die Gelegenheit nutzen, um einen dieser wunderschönen Herbstkränze selbst zu machen. Man bezahlt 3 Euro und bekommt dafür einen Metall-Ring, den man dann mit bereitgelegtem Material – Blättern, Blüten, Beeren, Gräsern – zu einem schönen Kranz bindet. So zumindest die Theorie. In der Praxis war es leider so, dass das Material schon so gut wie aus war, und man kaum noch Verwertbares fand. Um das wenige Verbliebene wurde erbittert gekämpft; ich hatte alle paar Minuten einen anderen Ellbogen in den Rippen oder jemand anderen, der sich von hinten über mich beugte, um mir meine mühsam zusammengesuchten paar Trockenblümchen zu klauen. Einige Mütter stifteten ihre Kinder sogar an, „mal da drüben noch was holen zu gehen“, so dass sich regelmäßig Kinderhände zwischen meiner Hüfte und der der eng danebenstehenden Nachbarin durchdrückten, um mein Material zu klauen. Wenn mal Material nachgelegt wurde, dann handelte es sich dabei fast nur um irgendwelches Gras und wirklich nicht besonders dekoratives Unkraut. Metallringe wurden trotzdem munter weiter verkauft. Einige gaben ihre Ringe schon nach wenigen Minuten wieder ab und forderten ihr Geld zurück. Und auch ich kam, nachdem mein Kranz gerade mal zu einem Drittel gebunden war, einfach nicht weiter. Ich bat um Zeitungspapier, um meinen Kranz mitnehmen und zuhause weitermachen zu können, und bekam noch eine großzügige Hand Unkraut dazu – „das macht es luftiger“ – aha. Außerdem hatte mir die ganze Situation einfach superschlechte Laune gemacht, die ich leider auch im weiteren Verlauf des Festes nicht mehr so richtig loswurde.
Ich versuchte, meine Laune am Girlandenstand wegzubasteln, aber die Stimmung dort war fast ähnlich. Ich ging mit einer eigentlich ganz schönen Girlande, von der aber bald der Kürbis abfiel, stopfte sie zum halbfertigen Kranz in die Tasche und stellte mich eine halbe Stunde neben einen Stand, an dem Kinder aus Metallblechen Anhänger und Teelichte hämmerten. Ohrenbetäubend laut hämmerten. Das tat fast schon gut, und ich konnte mit vergrimmter Miene danebenstehen und alle dachten, ich gucke wegen des Lärms so genervt. Grummelgrummel.
Der große Sohn hämmerte dort einen schönen Stern, aus dem wir mit Perlen noch ein kleines Windspiel machen wollen. Der Mann schnitzte mit den Jungs einen Kürbis, und man kann fast sagen, der ist ein ganz gutes Porträt von mir an diesem Tag geworden. Statt Selfie. Wir aßen Eis, Waffeln, Kürbissuppe und Pommes und machten uns am späten Nachmittag wieder auf den Heimweg. Unterwegs las ich eine Vogelfeder auf und zupfte Weinranken ab, und zuhause band ich daraus mit den Materialien der kaputten Girlande noch spät abends meinen Kranz fertig. Das musste dann doch noch sein, sonst wäre ich schlecht gelaunt ins Bett gegangen, und das kann ich nicht leiden; dann schlafe ich immer noch schlechter.
Der fertige Kranz sieht entsprechend seiner Geschichte wild und anarchistisch aus, aber eigentlich doch ganz hübsch. Ich hab ja ein Herzchen für alles, was irgendwie anders ist, und ich mag diesen Kranz. Zusammen mit dem gehämmerten Stern des Sohns schmückt er jetzt unsere Jahreszeiten-Schale. Nächstes Jahr mache ich einen großen Bogen um den Kranz-Stand, dann habe ich sicherlich wieder mehr Spaß auf dem Fest.
Am 13.10.2015 um 10:14:51 Uhr [Link]
Ach je, so ein dummes Hauen und Stechen auf Festen verdirbt mir auch immer die Laune… :-(
Am 13.10.2015 um 10:40:27 Uhr [Link]
Ich finde deinen Kranz sehr persönlich und toll, genau wie ein (Familien-)Kranz sein soll.
Viele Grüße,
Karin
Am 13.10.2015 um 10:52:34 Uhr [Link]
Also, ich finde den Teller mit dem Kranz schön! Er ist halt wild, wie nach einem Herbststurm – aber erfrischend anders als alle glatten, tausendfach gesehenen, nichtssagenden immer gleichen Kränze. So!
Aber ich kann Deine Stimmung gut nachfühlen – ich hätte da auch keine Lust mehr gehabt und herumgegrummelt.
Lieben Gruß
AnnJ
Am 13.10.2015 um 11:59:11 Uhr [Link]
Wir waren schon um 11 Uhr da und selbst da (!) stritten sich schon die übereifrigen Kranzbinderinnen ums Material. Ich hatte die ganze Zeit schlechte Laune, weil mir das da schon zu viel Trubel war. Wir haben auch vor allem gegessen und den Spielplatz besucht. (Dafür muss ich mir das aber nächstes Jahr nicht noch mal geben, den ganzen Trubel).
Ich mag deinen anarchistischen Kranz!
Lieben Gruß, Steffi
Am 13.10.2015 um 12:56:55 Uhr [Link]
Ja, ich hab auch gehört, dass es an diesem Stand eigentlich jedes Jahr so ist. Schade, denn sonst ist das Fest immer total schön.
Am 14.10.2015 um 12:18:44 Uhr [Link]
Mir gefällt dieser „wilde“, herbstliche Kranz ausgesprochen gut! Spiegelt den Herbst sehr gut wieder.
Am 14.10.2015 um 12:20:34 Uhr [Link]
Ich finde diesen „wilden“, herbstlichen Kranz ausgesprochen schön! Er spiegelt den Herbst sehr gut wider.