Links zum Wochenende: Schein-Gleichberechtigung auf Kosten anderer, ewiger Speiseplan, erträgliche Weihnachtsmusik

Jeden Freitag zeige ich euch hier, was mir in letzter Zeit im Internet so interessantes vor die Füße geschwemmt wurde. Thematisch völlig durchmischt, aber immer mehr oder weniger stark politisch geprägt.

Dieser Artikel von Barbara auf kleiner3 ist schon ein paar Wochen alt. Er dreht sich darum, dass ein Großteil der vermeintlichen Gleichberechtigung, die vorwiegend von heterosexuellen Paaren gerne betont offensiv und öffentlich gelebt wird, eigentlich eine Schein-Gleichberechtigung sei. Und zwar, weil sie nur deshalb funktioniert, weil ein Großteil der weiblich konnotierten Care-Arbeiten an meistens unterbezahlte oder illegal beschäftige andere Frauen ausgelagert wird: Putzhilfe, Erzieherin, Lieferservice. Dazu eine kleine Geschichte: Ich las den Text, während gerade unsere Putzhilfe – nennen wir sie mal Melanie – da war. Seit wir für unser Mädchen Pflegegeld bekommen, können wir uns diese Unterstützung endlich leisten und genießen das sehr. Melanie trägt sehr zu unserem Wohlbefinden bei und entlastet uns spürbar; ihre Arbeit ist für uns Gold wert. Ich erzählte ihr von dem Text und wir diskutierten ein bisschen darüber. Unter anderem erzählte sie mir, wie anders sie in der zweiten Familie, für die sie außer uns noch putzt arbeitet: Wie sehr sie angehalten ist, sich während der Arbeit unsichtbar zu machen, bloß nicht zu stören; dass unangenehme Malheure (etwa ein umgekippter Suppentopf) einfach liegen gelassen und am nächsten Tag ihr präsentiert werden mit den Worten: „Dafür haben wir ja dich!“. Das hat mich ziemlich schockiert; unser Umgang mit Melanie und dem, was sie für uns tut, ist ganz anders: Hoffentlich auch von ihr empfunden als auf Augenhöhe und voller Wertschätzung. Als sie eine Woche später wieder bei uns war, erzählte sie, dass sie den Artikel gelesen und dann lange nachgedacht habe. Und dann hat sie die Stellung bei der anderen Familie gekündigt, weil ihr bewusst geworden sei, wie sehr sie dort kuschen muss und wie sehr sie sich eigentlich als niederes Gesinde fühlt. Das hat mich ziemlich beschäftigt, und tut es noch. Auch wenn ich mit dem Text insofern nicht ganz übereinkomme, als dass ich meine, dass es möglich sein muss, sich Unterstzützung zu holen, ohne auf diese klassistische Ausbeutungsschiene zu kommen.

***

Es ist schon recht lange her, da stieß ich auf eine Dokumentation über eine Familie, die sich einen ewigen Speiseplan zurecht geschrieben hat. Es gibt dazu auch einen Online-Artikel, in dem man auch den Speiseplan einsehen kann, und zwar hier. Bei genauerem Hinsehen kommt man schnell drauf, dass diese Idee eigentlich ziemlich genial ist. Denn dieser ewige Speiseplan sorgt für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Lieblingsgerichten einzelner Familienmitglieder, lässt Raum zum Ausprobieren von neuem, kann einen „faulen Tag“ mit Lieferservice oder Restaurant miteinbeziehen und viele der Gerichte sind saisonal abwandelbar, so dass man den Speiseplan an sich im Wandel der Jahreszeiten nicht umschreiben muss. Er würde sogar mit unserer Gemüsekiste funktionieren, deren Inhalt ich nach unseren Bedürfnissen von Woche zu Woche anpassen kann. Gemacht habe ich es bisher doch noch nicht, aber durch einen einen neuen Bericht über diese Familie ist die Idee zumindest wieder präsent geworden.

***

Lustige Geschenkidee für strickbegeisterte Menschen: Einen Ring mit integriertem Nadelmaß.

***

Alle Jahre wieder das gleiche nervtötende Gedudel: Weihnachtsmusik macht mich oft eher alles andere als besinnlich. Dieses Jahr könnte Rettung in Aussicht stehen, denn der werte Herr Buddenbohm, den ich auch schon seit Ewigkeiten lese und sehr schätze, hat eine coole Weihnachts-Playlist auf Spotify zusammengetragen, der man ruhig mal folgen kann. Zusätzlich möchte ich Ritter Rost feiert Weihnachten* in den Ring werfen. Das ist ein auch für Erwachsene wirklich sehr lustiges Buch mit sehr witzigen Liedern. Wir hören es mittlerweile traditionell zum Plätzchenbacken, und ich muss schon beim Gedanken an Roxy Ascheimer und Paolo mit de Pizzablitze wieder kichern.

***

 

Für heute war es das schon – ich wünsche euch ein schönes Nikolauswochenende!

 

_________

Mit * gekennzeichnete Links sind Amazon-Affiliatelinks.

6 Kommentare

  1. Tina
    Am 04.12.2015 um 12:09:26 Uhr [Link]

    Hallo Ella,

    unsere Perle hatte ein ganz ähnliches Arbeitsverhältnis.
    Wir hatten das Glück eine wunderbare Hilfe in unserem Haushalt zu haben und haben auch immer versucht das wert zuschätzen. Und vor allem versucht zusätzliche Arbeit nicht auf ihren Schultern abzuladen.
    Sie hat aber gleichzeitig als Haushaltshilfe vier Tage die Woche in einer anderen Familie gearbeitet, wo sie mehr oder weniger als Haussklavin angesehen wurde. Da sagte die sechsjährige Tochter des Hauses so Sachen wie „die Mama hat gesagt ich muss die Toilette nicht spülen, dafür haben wir ja dich“ oder auch analog zu deinem Suppentopf wurde das Erbrochene der Dreijährigen das ganze Wochenende auf dem Teppich liegen gelassen, dafür hat man ja eine Putzhilfe…
    Unsere Fee war leider auf die Stelle angewiesen und so hat es einige unschöne Geschichten gegeben, die mir jedesmal die Tränen in die Augen getrieben haben. Inzwischen ist sie aber in einem netten Haushalt unter gekommen in dem man Ihre Arbeit schätzt, was aber für uns leider zur Folge hatte, das sie umgezogen ist und nicht mehr bei uns aushelfen kann.
    Ich habe für mich aber daraus mitgenommen, dass man sich wenn man schon Hilfe holt, diese trotzdem nicht als selbstverständlich ansieht. Jede Arbeit verdient Wertschätzung.

    Viele Grüße
    Tina

  2. Helena
    Am 04.12.2015 um 13:56:49 Uhr [Link]

    Die Speiseplangeschichte ist super (psst -sind aber beides die gleichen Familien ;) ). Pläne schreibe ich schon lange, aber nur eine, höchstens zwei Wochen im Vorraus. Oft bin ich da aber auch nachlässig, wie gerade mal wieder :D.

    Liebe Grüße,
    Helena

    • ella
      Am 04.12.2015 um 15:36:58 Uhr [Link]

      Ach was, echt? Die gleiche Fmailie? Uh, die sahen auf dem Foto im aktuellen Artikel so anders aus, als ich sie von der Reportage vor, äh, einigen Jahren in Erinnerung hatte. Korrigiere das gleich mal, danke!
      Jutta, ein schöner Zufall, sowas freut mich immer! Ich bin gespannt, ob und wie du das umsetzt, und wie es sich dann bei euch bewährt!

  3. Jutta
    Am 04.12.2015 um 14:24:18 Uhr [Link]

    Liebe Ella,
    ich lese schon einige Zeit bei Dir und freue mich immer wieder über Deine freitäglichen Linkempfehlungen, denn oft finde ich da Themen wieder, die mir selber, bewusst oder unbewusst, durch den Kopf geistern. So auch heute, denn grad vorher war ich genervt, weil ich planlos im Supermarkt stand, die Uhr tickte bzw. das Baby immer nervöser wurde und ich einfach nicht wusste, was ich kaufen sollte. In dem Moment war ich genervt von mir selbst, weil ich es nie schaffe, sonntags einen Essensplan für die Woche aufzustellen. Bisher dachte ich, das wäre der Ausweg, aber man kann die Sonntage an einer Hand abzählen, an denen ich es tatsächlich gemacht habe. Nun also gerade im perfekten Moment Deine Linkempfehlung zu genau diesem Thema. Ich habe die Artikel gelesen (es handelt sich übrigens bei beiden um die gleiche Familie) und werd mich bei nächster Gelegenheit hinsetzen, um selber einen solchen 12-Wochen-Plan für uns auszutüfteln. Das ist zwar sicherlich erstmal ein Zeitaufwand, aber bis auf einige Optimierungen hat es sich dann, anstatt dass ich mich jede Woche neu aufraffen muss, mich zu organisieren. Klingt erfolgsversprechend. Danke für diesen und die vielen anderen inspirierenden Inhalte deiner Artikel! Liebe Grüße

  4. DreiPunkteWerk
    Am 04.12.2015 um 15:38:15 Uhr [Link]

    Das sind wieder mal sehr interessante Links – Danke dafür :-)
    Schönes Wochenende,
    Kathrin

  5. Melanie
    Am 04.12.2015 um 18:07:22 Uhr [Link]

    Ich glaube schon, dass es ohne klassistische Verhältnisse geht, aber dass es selten vor kommt. Ein paar Ideen habe ich weiter unten in meinem Artikel zusammen getragen: http://gluecklichscheitern.de/von-putzfeen-hauselfen-und-anderen-fabelwesen-oder-feministisch-putzen-101/
    Und das so was „Und dann hat sie die Stellung bei der anderen Familie gekündigt, weil ihr bewusst geworden sei, wie sehr sie dort kuschen muss und wie sehr sie sich eigentlich als niederes Gesinde fühlt. “ – vermutlich die Ausnahme ist oder sie zumindest finanziell nicht absolut drauf angewiesen sein muss.
    LG von Melanie

Mehr lesen:

Vorheriger Artikel:
Nächster Artikel: