#12von12 im Juni.
Gibt es außer #12von12 von Draußen nur Kännchen eigentlich noch ein anderes Meme, das über so lange Zeit so erfolgreich ist? Nee, oder? Na, jedenfalls war es heute mal wieder so weit, und da dieser 12te auf einen Freitag fiel, bedeutet das, dass es heute eben zwei Blogpostings gibt :)
Der Tag begann mit einer kleinen Notsituation: Alle meine kurzen Leggins waren entweder in der Wäsche, oder passten absolut nicht zu meinem schönen neuen Kleid, das ich heute anziehen wollte. Für langbeinige Leggins war es schon morgens zu warm, keine Option. Ich hätte mir noch schnell eine nähen können, aber ich hatte auch noch Arbeit zu erledigen…irgendwann kam ich auf die total verrückte Idee, einfach keine Leggins unter dem Kleid zu tragen und mit nackten Beinen Rad zu fahren! Einfach so, als hätten auch Menschen, insbesondere Frauen, mit dicken Beinen das Recht darauf, diese zu zeigen.
Dazu muss ich mal eben etwas weiter ausholen: ich habe meine Beine immer schon gehasst, auch als ich 40+ Kilo weniger wog, als jetzt. Meine Beine sind, gewichtsunabhängig, sehr konisch geformt, ich habe sehr dicke Knie, kräftige Waden und auch bei deutlich weniger Gewicht im Verhältnis immer ziemlich dicke Oberschenkel. Ich musste erst das höchste Übergewicht meines Lebens erreichen, um mich zu trauen, Röcke zu tragen, und ausgerechnet jetzt, mit diesen Beinen, die niemals zuvor dicker waren, ohne Leggins rausgehen…? Eine echt abgefahrene Vorstellung. Aber der Gedanke an luftigen Fahrtwind um die nackten Beine lockte mich sehr und erinnerte mich an den Sommer vor 3 Jahren, als ich mich, auch schon sehr übergewichtig, das erste Mal seit bestimmt 15 Jahren in einem Badeanzug unter andere Menschen in Badekleidung getraut habe, bei 38°C in einem kühlen Waldsee schwamm und fast hätte heulen wollen. Weil es plötzlich so unfassbar absurd war, dass ich mir dieses Glücksgefühl, vom Wasser getragen zu werden, all die Jahre verboten hatte aus der festen Überzeugung heraus, ich wäre schlicht zu fett und könnte mich so nicht zeigen. Warum sollte ich kein Recht auf mehr Luftigkeit an einem heißen Sommertag haben, nur, weil meine Beine nicht schlank sind? Und was geht mich das sogenannte ästhetische Empfinden anderer Leute an, dem ich mit meinen Beinen (Hallo?! Es sind bloß Beine!) möglicherweise nicht entsprechen könnte?
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin dann tatsächlich ohne Leggins gefahren. Die erste blöde Reaktion ließ keine 3 Minuten auf sich warten: Eine Frau, die rauchend in einem Auto saß, empfahl mir, ich saß auf dem Fahrrad, ich solle doch erstmal Sport machen, bevor ich mich so in die Öffentlichkeit wage. Ich hätte ihr gerne was schlagfertiges entgegnet, aber die Situation war so absurd (qualmend in der Karre hocken vs. auf dem Rad fahrend), dass ich nur lachen konnte. Bei dieser einen blöden Reaktion blieb es dann aber auch; alle anderen waren ausnahmslos angenehm desinteressiert an meinen nackten, dicken Beinen. So viel dazu.
Ich brachte das Mädchen zur Logopädie, ging, während sie in Behandlung war, kurz Fahrradflickzeug besorgen und ein paar Zutaten fürs Abendessen kaufen. Dann blieben mit noch einige Minuten Wartezimmerhäkelei, bis das Mädchen fertig war und wir nach Hause flitzten.
Wenig später kam Antje mit einer Kollegin vorbei, und holte ihr Spinnrad ab. Vor einigen Jahren hat sie es mir als Dauerleihgabe überlassen und ich habe es sehr gemocht, daran Garn zu spinnen. Zum Beispiel das Garn für die Babydecke des Mädchens habe ich daran gesponnen. Leider fehlt mir für dieses Hobby aber doch einfach die Zeit, und das Rad steht schon seit geraumer Zeit wieder im Keller. Nun steht es wieder bei Antje, und ich bin gespannt, ob sie nun bald vom Spinnfieber gepackt wird. Kaum war Antje weg, war es Zeit, die Kinder aus dem Kindergarten abzuholen. Heute hatten wir noch ein Gastkind, und zum Mittag machte ich Hummus mit Fladenbroten und Melone.
Kein #12von12 ohne Spülmaschinenfoto. Die drei Jungs kommen irgendwie nicht so richtig miteinander klar, was an der Streitlust des großen Sohns liegt. Schließlich entscheidet er sich von selbst, sich zurückzuziehen, und hört im Wohnzimmer Fünf Freunde, während ich die Küche ein bisschen aufräume.
Draußen wird es immer schwüler und drückender. Düstere Wolken versprechen baldige Abkühlung. Und die kommt dann auch – pünktlich gegen 17 Uhr, wie merkwürdigerweise fast immer im Freiburger Sommer. Es schüttet, schifft, plästert eine halbe Stunde lang aus vollen Rohren; donnern tut’s auch ein paarmal.
Das Besuchskind wird abgeholt; ich fange an, das Abendessen vorzubereiten. Während es im Ofen vor sich hin bäckt, mache ich Pause. Und genieße den Ausblick auf die Wäsche, die ich heute nicht mehr machen werde. Und auf meine Beine. Und denke so: Vielleicht ist das heute der erste Tag in meinem Leben, an dem ich meine Beine mag und sogar schön finde. Verrückt!
Dann ist das Abendessen fertig. Und es sieht nicht nur gut aus, sondern schmeckt auch fantastisch. Wenn ihr das am Wochenende auch essen wollt, müsst ihr morgen für das Rezept der Woche wieder reinschauen. Habt einen schönen Abend!
Nachtrag; Die Sache mit den nackten Beinen hat auf twitter sogar einen eigenen Hashtag bekommen: Unter #FreiheitfürdieBeine gibt’s viele schöne Beine zu sehen viel Empowerment für nackte (dicke) Beine. Ein paar mehr dicke Beine fänd ich noch gut. Trau dich!