Na, seid ihr schon voll im vorweihnachtlichen Näh- und Bastelrausch? Am schwierigsten sind ja (finde ich zumindest) oft Leute zu beschenken, die selbst gerne und viel basteln oder nähen. Klar, Gutscheine für Stoff und Zubehör gehen natürlich immer und werden bestimmt gerne gesehen – aber vielleicht möchte man doch auch mal was Persönlicheres schenken. Bei mir liegt schon länger ein gerissenes Maßband herum. Ein 50 cm langes Stück habe ich mit durchsichtigem Klebeband an den Rand meines Nähtischs geklebt – sehr praktisch! Mit dem Rest wollte ich gerne auch noch was Sinnvolles anfangen. Heute kann ich euch zeigen, was mir dazu eingefallen ist: Eine Idee, die supereinfach umzusetzen ist und ein wirklich schönes Geschenk für Nähbegeisterte ergibt: Ein Wickelarmband mit Charms aus einem alten Maßband. Ich trage meins schon seit einigen Tagen sehr gerne und wurde schon mehrmals drauf angesprochen. Es scheint Eindruck zu machen!
Ihr braucht:
Ein ganz gewöhnliches Maßband – das kann gerne schon ein bisschen kaputt oder abgewetzt sein. Intakt sein muss nur das Stück, das ihr für euer Armband braucht: etwa 2x Euer Handgelenksumfang minus 5 cm (bitte beachtet, dass diese Angabe für den Fall gilt, dass ihr den gleichen Verschluss benutzt, wie ich)
Einen Bandverschluss mit Kettchen in der Breite eures Maßbandes – den Verschluss, den ich benutzt habe, bekommt ihr hier
kleine bunte Rocailles nach Geschmack; ich habe diese hier verwendet
reißfestes Perlen-Aufreihgarn
Außerdem ist es hilfreich, eine kleine Schmuckzange ohne Profil zu haben.
Und so geht’s:
Zu allererst gebt ihr eine kleine Menge Schmuckkleber in den Bandverschluss. Dann drückt ihr eine Seite des Bandverschlusses mit Hilfe der Schmuckzange zu und klemmt dabei das Maßband ein. Dann drückt ihr die zweite Seite fest, so dass sie die erste leicht überlappt und alles fest sitzt. Ich hab mal versucht, zu fotografieren, wie das Band im Verschluss liegt – man kann es gerade so erkennen. Zum Schluss werden die beiden runden Kläppchen an den Seiten nach unten gebogen und die offenen Enden des Bandverschlusses somit verdeckt.
Das Schwierigste habt ihr jetzt schon hinter euch – ja, es ist etwas fummelig, aber mit ein bisschen Geduld und einfühlsamen Fingern geht es ganz gut. Wenn ihr keine profillose Schmuckzange habt, könnt ihr mit viel Fingerspitzengefühl auch eine aus dem Werkzeugkasten verwenden. Dann müsst ihr aber ein Stück Filz unterlegen, damit sich das Profil der Zange nicht auf dem Verschluss abdrückt.
Für einen kleinen bunten Akzent steckt ihr ein ca. 10 cm langes Stück durch einen ovalen Spaltring, fädelt eine Quetschperle über beide Enden des Fadens bis ganz nach oben zum Spaltring und klemmt sie dort unmittelbar unter selbigem mit der Zange fest. Auf jeden der beiden Fäden fädelt ihr nun ca. 12 Rocailles und fixiert diese nach der letzten Perle ebenfalls wieder mit einer Quetschperle. Das überstehende Fadenende wird einfach abgeschnitten. Mit Hilfe der Zange biegt ihr den Spaltring dann leicht auf, so dass er sich gerade in eins der Kettenglieder des Verschlusses einhängen lässt – und dann biegt ihr in wieder zu. Zur Sicherheit, damit der Perlenahänger nicht herausrutscht, ruhig etwas überlappend. Dann müsst ihr nur noch eure Charms in die übrigen Kettenglieder einhängen – und schon ist euer Wickelarmband fertig!
Das war doch wirklich einfach, oder? Und es macht so Spaß, das zu tragen! Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachbasteln, und wenn euch dieses Armband gefallen hat, zeige ich euch demnächst noch, wie man aus einem alten Fingerhut und ein bisschen Schnickeldi eine schöne Kette machen kann.
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Dieses Blogposting enthält Werbung: Das Schmuckzubehör wurde mir von der Firma rahyer zur Verfügung gestellt. (Fast) alle verwendeten Materialien sind im rayher-Onlineshop erhältlich.
Nach all der Aufregung gestern gibt es heute mal wieder Nähcontent. 8.505 Besucher haben sich gestern auf meinem Blog getummelt. So langsam werdet ihr ganz schön viele!
Es hat länger gedauert, als geplant, aber jetzt sind endlich zwei weitere Teile aus meinem Warenkorb, den ich nicht kaufen werde, fertiggeworden. Zur Erinnerung hier nochmal, was ich mir ausgesucht hatte (anklicken für eine größere Ansicht):
Diesmal waren ein weiteres Longsleeve und ein Rock dran. Der Rockschnitt ist, wie immer bisher, Römö von farbenmix, und zwar aus dem gleichen Leinen/Baumwollgemisch, aus dem ich auf schon die Hose für das Mädchen genäht habe. Das ist der am besten sitzende Rock, den ich mir bisher genäht habe. Anders als sonst, habe ich den Rock diesmal weniger gekürzt. Den Reißverschluss habe ich auch anders eingenäht, als von farbenmix vorgeschlagen, da mir das einfach immer zu unsauber wurde. Mit der Zeit entwickelt man ja doch ein paar kleine Ansprüche an seine Kleidung.
Zusätzlich habe ich einen kleinen Sicherheitsriegel angebracht, damit der Reißverschluss nicht aufspringt. Wegen eines Denkfehlers musste ich da ein bisschen herumpfuschen, weswegen der Rockbund an dieser Stelle entsprechend unsauber aussieht (und vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann mal, Fotos von meiner selbstgenähten Kleidung zu zeigen, auf denen nicht noch irgendwelche Fadenreste irgendwo rumhängen) . Macht aber nichts, weil man den Rockbund eh nie sehen wird. Und dass der Reißverschluss olivgrün, und damit nicht perfekt passend zur Farbe des Rocks ist, juckt mich auch nicht so. Ich habe eine ganze Kiste voll mit Reißverschlüssen, in der ich eigentlich immer etwas passendes finde. Falls doch nicht, kaufe ich schon manchmal das Fehlende nach, aber eigentlich nur bei Kleidungsstücken, bei denen der Reißverschluss prominent sichtbar ist. Bei einem Rock, bei dem diese Stelle immer durch das Oberteil abgedeckt ist, sehe ich das dann nicht wirklich ein. Entlang des Saums habe ich den Rock mit einem farblich passenden, recht dezenten Webband verziert. Ich bin ja eher nicht so der Schnickeldi- Typ, wenn es um Kleidung geht, aber so unaufdringlich gefällt es mir ganz gut. Ursprünglich hatte ich die Idee, den Rock zusätzlich mit ein paar Holzknöpfen zu verzieren. Mal sehen, ob ich das vielleicht noch nachhole. Fürs erste finde ich ihn so schlicht, wie er jetzt ist, gar nicht schlecht.
Das Oberteil ist, auch wie immer, eine weitere Deborah – diesmal mit ganz langen Ärmeln und wieder einem etwas anderen Ausschnitt. Eingefasst habe ich die Ärmel und den Halsausschnitt mit petrolfarbenen Punkten auf dunkelbraunem Grund. Damit passt das Shirt hervorragend zu diesem Fischgrät- Rock, aber eben auch noch zu meinen anderen Röcken. Falls ihr euch fragt, warum das Oberteil so crazy moves an meiner Design Wall macht: Ich habe lediglich versucht, mit den Ärmeln die Schokosoßenflecken abzudecken, die ich mir am Vorabend aufs Shirt gekleckert hatte.
Obwohl ich sowohl petrol und türkis, als auch Punkte sehr mag, stelle ich fest, dass mir ein Polka- Dot- Oberteil an mir selbst schon fast zu viel ist. Ich glaube, Muster irgendwelcher Art mag ich eine Etage tiefer, als Rock oder Leggins, lieber – vielleicht ist es aber auch nur Gewöhnungssache. Ich bin gespannt, wie was bei dem dunkelblauen Tank Top sein wird, das ich mir als nächstes nachnähen werde. Vielleicht macht es einen Unterschied, wenn das Oberteil kurze oder gar keine Ärmel hat. Ich hätte es mir wirklich nicht so schwierig vorgestellt, herauszufinden, welche Farben, Muster, Kombinationen mir an mir selbst gefallen, und welche nicht. Aber so langsam kriege ich es raus.
Und sobald ich einen Goldesel gefunden habe, kaufe ich mir nicht nur eine neue DSLR, sondern auch noch ein Stativ und einen remote controller dazu. Diese Fotos, die der Mann von mir knipst, machen mir einfach keinen Spaß. Grummelgrummel.
Bestimmt ist er auch schon in euer Internet geschwappt: Der Text von Heide Fuhljahn, in dem sie ein Ende des „DIY- Wahns“ fordert. Ich ärgere mich zugegebenermaßen sehr über diesen Text und über viele weitere, die in einer ähnlichen Tonlage geschrieben sind. Oder vielmehr: Ich ärgere mich darüber, dass ich mich so darüber ärgere, weil die Texte ja genau das bezwecken: möglichst hart polarisieren, damit möglichst viele Leute sich aufregen und der Text möglichst weit verbreitet wird. Und um das zu erreichen, werden sie polemisch bis nah an die Grenze der Unglaubwürdigkeit – mal ehrlich: dass eins 7 identische handgemachte Täschchen geschenkt bekommt, klingt schon sehr an den Haaren herbeigezogen.
Das könnte mir noch egal sein, aber der Text von Frau Fuhljahn ist auch noch in mehrerlei Hinsichten diskriminierend. Beispielsweise verhohnepiepelt sie darin Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, was schlicht ableistisch ist¹. Sie betreibt Victim- Blaming , wenn sie nahelegt, man sei selbst schuld, sich in einer Vergewaltigungssituation nicht selbst helfen zu können, weil man seine Freizeit an Handarbeit vergeudet habe, statt besser Mixed Martial Arts zu erlernen. Und vollkommen egal, ob derartige Ekelhaftigkeiten nur für die Klicks geschrieben werden, oder eine ernstgemeinte Haltung sind: Ich kann gar keinen so großen Beutel häkeln, wie ich zum kotzen bräuchte, wenn ich sowas lese.
Ich bin so müde geworden Texte dieser Art zu lesen. Nichts desto trotz will ich darauf eingehen; denn ich schreibe hier ja ein politisches Handarbeitsblog, und das pfeifen, dass ihr jetzt im Hintergrund hört, ist Frau Fuhljahns Weltbild, dem bei der Kombination dieser beiden Wörter gerade die Luft ausgeht. Denn, so lesen wir in ihrem Text, „in Deutschland schreiben meist Männer politische Blogs. Die aktive, unbequeme Gestaltung unserer Gesellschaft ist bei zu vielen Frauen out“ – laut Frau Fuhljahn ganz besonders bei denen, die gerne nähen, häkeln und stricken. Frauen, die sich für Handarbeit interessieren, so erfährt man in ihrem Text, interessieren sich ja auch sonst nur für leichtverdauliche Aktivitäten wie Yoga oder Bauch- Beine- Po- Gymnastik, und alles andere ist uns zu anstrengend. Einmal die Möglichkeit ausgeschlagen, Pilotin, Verlegerin oder Kampfsportlerin zu werden, haben wir all unser emanzipatorisches Potenzial vergeudet. Wenn wir uns schon unbedingt solchen niederen Tätigkeiten widmen wollen, dann doch bitte im stillen Kämmerlein und nach unserem Feierabend in einem möglichst angesehenen Job, neben dem dieser Hobby- Fehlgriff wenigstens noch irgendwie putzig aussieht. Also, wenn die Pilotin abends im Hotelzimmer Socken strickt, um runterzukommen, ist das gerade noch okay. Wenn eine Hobbystrickerin für ein Paar Strümpfe aber 30 Euro haben möchte, weil sie handgestrickte Socken, das Können und die Arbeit, die darin stecken, als wertvoll erachtet, ist das lächerlich. Handarbeit ist, wenn es nach Fuhljahn geht, unbedeutend und anspruchslos und passt einfach nicht mit Politik oder anderen wirklich wichtigen Dingen in der Welt zusammen. Wer sich für das eine entscheidet, kann nicht mehr Teil des anderen sein. Was für ein Blödsinn.
Heide Fuhljahn ist, das verrät die Bildunterschrift, 40 Jahre alt – und ihre Ansichten, allen voran ihr Frauenbild, ist mindestens 10 mal so alt. Auch ist das überholte Bild der Autorin von Handarbeit als etwas Triviales, Minderwertiges ist eigentlich längst Schnee von vor- vorgestern: Frauen, die sich in ihrer Freizeit, oder vielleicht sogar beruflich der Handarbeit widmen (anstatt etwa Pilotin zu werden), mangelt es ihrer Vorstellung nach an Disziplin und Biss, etwas schwierigeres und angeseheneres als diesen Bastelkram da zu erlernen. Das ist soooo 20. Jahrhundert, und ich erinnere an dieser Stelle gerne nochmal an Jasnas großartigen Text über Wert und Wertschätzung von Handarbeit, der einmal mehr eine gute Antwort auf die allgemeine Geringschätzung von Handarbeit ist. Als eine, die seit 5 Jahren ein Kleinunternehmen mit Handarbeit betreibt, die x Schulungen bei der IHK dafür gemacht hat; sich monatelang in Steuerrecht und Buchhaltung eingearbeitet hat; deren Produktpreise betriebswirtschaftlich kalkuliert sind, die seit 8 Jahren mit keine ihrer Nähmaschinen mehr beim / bei der Techniker _In war, weil sie sich selbst beigebracht hat, wie man sie repariert, und als eine die bei der Konstruktion ihrer Quilts auch immer wieder Algebra anwenden muss, lächle ich milde, wenn mir jemand zu erzählen versucht, mein Job sei lahma*schiger Bastelkram, nur weil er im Handarbeits- und DIY- Bereich stattfindet.
Ich will damit nicht sagen, dass mein Job anspruchsvoller wäre, als der einer Pilotin, aber er ist eben auch bei weitem nicht ein solcher Killefitz, wie leider immer noch viele Menschen meinen. Und das gilt auch dann, wenn die Handarbeit nicht als Job, sondern als Freizeitbeschäftigung ausgeübt wird. Das Verstehen, Beherrschen und Weiterentwickeln von Fähigkeiten ist wertvoll, ganz gleich, um welcherlei Skills es sich dabei handelt. Und ich möchte, dass das anerkannt wird. Ich bin der Pilotin sehr dankbar, dass sie so viel Arbeit und Anstrengung investiert hat, um mich sicher in den Urlaub fliegen zu können. Falls sie neben ihrer Ausbildung keine Zeit hatte, das 1×1 der Handarbeit zu erlernen, zeige ich mich übrigens gern behilflich, wenn sie mal einen losen Knopf an ihrer Uniform hat. Und natürlich freue mir ein Loch in meine selbstgestrickte Mütze, wenn die Pilotin sich abends im Hotelzimmer unter einem Quilt schlafen legt, den ich genäht habe, und den sie vielleicht als kleines Stück Zuhause in ihrem Rollköfferchen immer dabei hat. Es könnte so schön sein, wenn wir unsere unterschiedlichen Interessen und Fähigkeiten aneinander wertschätzen würden, anstatt zu versuchen, die Wertigkeit unserer Jobs zu vergleichen und uns gegenseitig niederzumachen.
Aber das ist vermutlich utopisch. Denn solange Menschen wie Frau Fuhljahn versuchen, anderen Frauen, die gerne handarbeiten, zu erklären, dass sie sich damit unfeministisch verhalten, ist in der Hinsicht kein Blumentopf zu gewinnen. Eigentlich müsste hier auch die Rede von anderen Menschen sein, anstatt immer nur von Frauen zu sprechen – denn DIY und Crafting ist längst kein reines Frauen-Ding mehr (und war es wahrscheinlich sogar niemals), sondern begeistert längst Menschen jeder Geschlechtlichkeit. Bei weitem nicht allen SelbermacherInnen geht es darum, Eskapismus zu betreiben, und sich in einer Welt aus Polka Dots und bunten Wimpelketten vor der Realtität zu verstecken. Und selbst wenn – so what? Die einen entspannen sich beim Sport oder beim Lesen, die anderen eben durch Crafting. Aber für eine wachsende Zahl von uns DIY- Menschen wird Dinge selbst machen zum politischen Mittel mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten – um dem Markt einen Teil unserer Kaufkraft zu entziehen, zum Beispiel. Oder um „das mit den Näherinnen in Bangladesch“ eben nicht zu unterstützen. Um nicht auf Industrieware angewiesen zu sein, sondern uns Dinge nach unseren Vorstellungen von Ästhetik und Qualität selbst machen zu können. Um durch Recycling und Upcycling Teil der Lösung für unser Müllproblem zu sein. Und ja, auf Fähigkeiten, die einem das ermöglichen, darf man stolz sein, und darüber darf man sich auch als erwachsener Mensch freuen, wie ein kleines Kind.
Lasst euch also nicht niedermachen von abschätzigen Texten dieser Art. Seid selbstbewusster und stolzer Teil einer Gemeinschaft von Selbermacher_Innen. Was ihr macht, was wir machen, ist von Bedeutung, und es ist von Wert.
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¹) …ganz abgesehen davon, dass Frau Fuhljahn offensichtlich auch nicht weiß, was ADS ist – denn mit der Suche nach Aufmerksamkeit hat das nichts zu tun.
Als ich euch neulich nach eurem diesjährigen Crafting- Un- Trend fragte, hätte ich nicht gedacht, dass das Ergebnis so eindeutig ausfallen würde: Es sind diese Loomz- Silikongummibänder, die euch mit Abstand am meisten auf den Senkel gehen. Meine Jungs haben beide so ein Armband aus dem Kindergarten mitgebracht – sie bekamen es von ihren Freundinnen geschenkt und waren hellauf begeistert. Natürlich wollten sie auch gleich selber solche Bänder machen, und mein erster Gedanke war: ach, warum eigentlich nicht. Aber genau zu der Zeit las ich eure Kommentare: Blödsinniger Plastikmüll, höchstwahrscheinlich auch noch ziemlich schadstoffbelastet und giftig. Reißen schnell kaputt, fliegen bald in Einzelteilen in der Wohnung rum, und so weiter. Und damit hattet ihr natürlich recht. Also suchte ich nach einer Alternative, wie die Kinder schöne Armbänder mit nachhaltigeren und ungiftigen Materialien machen können. Und die möchte ich heute mit euch teilen.
Ihr braucht:
1 Holzscheibe von ca. 8 cm Durchmesser und 1 bis 1,5 cm Dicke (unsere kommen von einem Baum, der in der Nähe unseres Hauses bei einem dieser HerbstSommerstürme umgestürzt ist. Wer keine passende Holzscheibe auftreiben kann, kann auch mal probieren, ob sich eine Variante mit einer Pappscheibe, etwa einem Bierdeckel, machen lässt.)
1 Holzsäge
1 Holzbohrer 6 mm
feines Schleifpapier (240er Körnung)
Strick- oder Häkelgarn (relativ dünn, etwa für Nadelstärke 3 bis 3,5) in 7 verschiedenen Farben
optional:
Metallverschlüsse
Perlen
kleine Anhänger
In die Holzscheibe sägt ihr gleichmäßig verteilt rundherum 8 Schlitze; jeder davon 2 cm lang. In die Mitte der Scheibe bohrt ihr ein Loch von 6 mm Durchmesser. Dann könnt ihr euren Kindern das Schleifpapier in die Hand drücken und die Scheibe schön glatt schleifen lassen. Auch die Schlitze werden innen glatt geschliffen – aber nicht zu viel, die Wolle soll später noch gut in den Schlitzen klemmen.
Um ein Armband zu flechten, braucht man 7 Garnfäden von ca. 30 cm Länge. Die werden zu einem Strang genommen und an einem Ende verknotet. Das verknotete Ende wird durch das Loch gesteckt, so dass der Knoten direkt unterhalb des Loches auf der Unterseite sitzt. Jeder der Fäden wird in einen der Schlitze geklemmt. Ein Schlitz bleibt frei. Von diesem freien Schlitz aus zählt man nun im Uhrzeigersinn drei Schlitze weiter. Den Faden, der sich dort befinden, zieht man heraus und steckt ihn in den Schlitz. Auf den Bildern oben ist der orange Faden der dritte nach dem Schlitz, und der wandert rüber in den freien Schlitz. Dann geht das ganze bei dem freigewordenen Schlitz von vorne los. Jetzt wäre also der rosafarbene Faden dran. Jedes Mal, wenn man einen Faden in den Schlitz gesteckt hat, sollte man kurz und nur ganz leicht am Konten ziehen. Nur gerade eben so, dass die Fäden wieder glatt in den Schlitzen liegen. „Schlitz, 1, 2, 3 – Schlitz, 1, 2, 3“ lautet die Zauberformel, die ich hier seit einigen Tagen jeden Nachmittag höre. Irgendwann kommt auf der Unterseite der Scheibe dann langsam eine geflochtene Kordel zum Vorschein.
Ist das Band lang genug, zieht man es heraus und verknotet das offende Ende. Eigentlich kann man es jetzt schon einfach so ums Handgelenk knoten. Oder man besorgt sich Karabiner – Klemmverschlüsse für 4- 5 mm dicke Bänder, dann sieht das ganze ziemlich schick aus. In unserem Bastelladen wurden gerade noch solche Charms für 50 Cent abverkauft…da kamen die Jungs natürlich nicht drum herum. Man kann aber auch einfach selbst kleine Anhängerchen aus Holzperlen basteln, oder während des Flechtens ab und zu eine kleine Perle auf einen der Fäden ziehen. So kommt man sogar ganz ohne Plastik aus.
Die Jungs sind Feuer und Flamme für diese Art, Armbänder zu machen, und produzieren gerade eins nach dem anderen – natürlich wollen auch sie jetzt ihre Freunde und Freundinnen damit beschenken. Ich bin gespannt, ob in unserem Waldkindergarten demnächst dann auch ein paar Holzscheiben zugesägt und geschliffen werden…
Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachmachen – und ab damit zum CreaDienstag.
Heute mache ich zum ersten Mal beim MeMadeMittwoch mit. Und zwar hiermit:
Ihr seht RÖMÖ in XXL, genäht aus blumig bunt gemustertem Babycord von Stenzo; eine schlichte schwarze Leggins nach dem Schnittmuster von Milchmonster und ein senfgelbes Shirt nach dem Grundschnitt „Deborah“ von Mamu Design. Mit Römö habe ich vorerst einen Rock gefunden, der für meine Figur ganz okay ist. Bei meinen Breiten Hüften mag ich nichts Ausladendes, nichts Ausgestelltes. Ich brauche einen möglichst gerade geschnittenen, schlichten Rock. Diesen hier habe ich an der Saumkante mit Schrägband eingefasst. Ich habe mir schon mehrere Römös genäht und rausgefunden, dass ich den Schnitt um ca. 7 cm kürzen muss, damit er an mir gut aussieht.
Die Leggins von Milchmonster finde ich super – nach dem Schnitt habe ich mir schon einige Paare genäht. Geht schnell, und der Schnitt bietet selbst meinem großen Hintern ausreichen Platz.
Nach einigen Fehlversuchen habe ich mit dem Deborah- Shirt bisher das für meine Maße geeignetste gefunden. Nur den Ausschnitt mag ich nicht. Den nächsten muss ich wieder etwas weiter machen. Eingefasst habe ich Hausausschnitt und Ärmelbündchen mit Bandeinfassung – also quasi mit einem „falschen“, da nicht in der Diagonale zugeschnittenen, Schrägband. Geht überraschend einfach und sieht meinem Empfinden nach am schönsten aus.
Seit etwa einem halben Jahr nähe ich jetzt auch Kleidung – für mich und für die Kinder, und manchmal auch für denn Mann. Es bereitet mir großen Spaß, und jedes Mal, wenn ich ein fertiges Kleidungsstück unter dem Nähfuß hervorziehe, dass dann auch noch passt, freue ich mir ein Loch in die Mütze. Sich selbst Klamotten nähen zu können, ist schon eine ziemlich coole Sache, und meine Overlock war wirklich eine sehr lohnenswerte Anschaffung.
Trotzdem bin ich ein bisschen frustriert, denn brauchbare Schnittmuster für große Größen sind leider sehr rar. Klar – es gibt mittlerweile viele Schnittmuster, die bis größe 46, 48 oder manchmal sogar 50 gehen. Aber zum einen fehlen da immer noch einige Größen (auch Menschen mit Kleidergröße 58 möchten sich gerne schöne Sachen nähen können!), und zum anderen sind das immer Schnittmuster, die nicht auf dicke Körper zugeschnitten sind. Die Schnitte werden meistens konzipiert für schlanke Normkörper zwischen 36 und maximal 40, und dann einfach auf alle anderen Größen hochgradiert. Das mag für einige Größen hinhauen, aber spätestens ab 46 fängt es an, komisch auszusehen. Sackartig, fehlproportioniert. Da sitzen dann Zwischenbünde an vollkommen unvorteilhaften Stellen, in der Taille schlabbert alles und an der Hüfte spannt es. Die Schulternähte hängen auf den Oberarmen, die Ärmelbündchen sind viel zu eng. Bei Wickelschnitten droht die Oberweite, aus dem Ausschnitt zu fallen, bei Empire- Schnitten sitzt der Bund, der eigentlich unter die Brust gehört, nicht selten mittendrauf. Auch die Sachen, die ihr hier auf den Fotos seht, sind bloß das optmimalste, was ich bisher gefunden habe – aber wirklich gut sitzt davon auch nur die Leggins. Der Rock schiebt sich beim Gehen – je nach dem, aus welchem Material ich ihn genäht habe – hinten mehr oder weniger stark nach oben, so dass ich zwischendurch immer damit beschäftigt bin, ihn wieder runterzuzuppeln. Das Shirt ist, obwohl ich es schon verlängert habe, immer noch etwas zu kurz, weshalb ich ein längeres, dünnes Trägershirt drunterziehe. Würde ich das Shirt so zuschneiden, wie es in der Anleitung für meine Größe angegeben ist, würde es 2 cm oberhalb meines Bauchnabels enden. Das ist ein „schönes“ Beispiel dafür, dass viele Designer_innen von Schnittmustern es zwar gut meinen, wenn sie ihre Schnitte auf große Größen gradieren, es aber so, ohne weitere Anpassungen für dicke Körper einfach nicht funktioniert.
Ich habe deshalb schon so einige Meter Stoff für die Tonne vernäht. Und nachdem ich mittlerweile Dutzende Schnittmuster von diversen deutschen und auch amerikanischen Anbietern durch habe – einfache Jedermannschnitte von populären DIY- Labels, aber auch etwas ambitioniertere von Burda oder simplicity – ist meine Lust, neues auszuprobieren, deutlich geschrumpft. Denn: Bei großen Größen überall das gleiche Problem.
Was fehlt, sind Schnitte, die speziell für dicke Körper konzipiert wurden. Die deshalb vielleicht auch die Größen unter 44 gar nicht bedienen. Selbstbewusste Schnitte, in denen große Bäuche und breite Hüften nicht nur Platz haben, sondern gut aussehen, ohne zwangsläufig „kaschiert“ oder „umschmeichelt“ zu werden. Keine unförmigen Tuniken, keine schlabberigen Big Shirts, und bitte (!) keine weiteren bademantelartigen Wickelkleider. Überraschenderweise muss man seine Figur als dicker Mensch nämlich gar nicht zwangsläufig optisch verstecken wollen. Meistens möchte man einfach nur schöne, gut sitzende Kleidung, in der man sich wohlfühlt. Die darf gerne auch figurbetont sein, nette Details haben und Oberarm oder Bein zeigen. Und dafür mangelt es im DIY- Bereich halt einfach sehr an entsprechenden Schnittmustern. Ach, ich könnte richtig schlechte Laune kriegen bei dem Thema. Will ich aber gar nicht. Vielleicht gibt es unter meinen Leser_innen ja auch den/ die ein oder andere dicke_n, die sich seit Jahren problemlos schöne Klamotten näht. Vielleicht hab ich die richtigen Quellen für durchdachte Großgrößenschnittmuster einfach noch nicht gefunden? Ich bin dankbar für jeden Tipp, der meine Laune in dieser Hinsicht hebt :)