Mutmachung für Nähanfänger_Innen – Auch du kannst dir deine Garderobe selbst nähen!
Ganz heißen Dank für eure netten Kommentare (auch bei twitter und facebook) und Mails zu meinem letzten Klamotten- Posting! Ich hab mich sehr über euren Zuspruch gefreut :) Wie immer, wenn ich meine selbstgenähte Kleidung verblogge, waren auch diesmal wieder Kommentare von Leuten dabei, die sich so gerne auch Kleidung selbst nähen würden, aber nur eine Haushaltsmaschine haben und sich zum Kauf einer Overlock nicht so richtig entschließen können. Auch glauben viele, dass es total schwierig ist, sich seine Garderobe – oder zumindest die Basics – selbst zu nähen. „Das kriege ich nie hin!“ und „Ich bin viel zu ungeduldig dazu!“ sind zwei Sätze, die ich in dem Zusammenhang sehr oft höre und lese. Dazu wollte ich mal kurz was loswerden.
1. Mach dich nicht klein – klar kannst du das!
Ich selbst bin die letzte Person, der ich jemals zugetraut hätte, dass sie sich (und ihrer Familie) irgendwann einmal nahezu alle Klamotten selbst nähen wird. Ich habe das Klamottennähen lange überhaupt nicht gemocht (vornehm ausgedrückt), weil ich die Art und Weise, wie die Stoffe sich verhalten, anstrengend fand, und wenn das Ergebnis dann nicht richtig saß, war ich doppelt frustriert. Natürlich muss man, wie immer, wenn man etwas neu lernt, ein bisschen Anfänger- Lehrgeld einplanen. Es wird nicht sofort alles perfekt klappen, und es werden wahrscheinlich ein paar Meter Stoff draufgehen, bis ihr zum ersten Mal was selbstgenähtes anzieht, das euch richtig gut gefällt. Aber das Lehrgeld lohnt sich, Denn wenn man einmal raushat, wie man mit dem Stoff umgehen muss (und das geht recht schnell), und welche Schnitte, Farben und Muster für einen geeignet sind, dann ist dieser Skill wirklich eine Menge wert. Zwar ist der Stoff als Grundmaterial nicht unbedingt billig – aber dadurch, dass die Sachen, die man selbst macht, besser verarbeitet sind, halten sie länger. Und weil man sie selbst gemacht hat, wird man einen kleinen Schaden daran vielleicht auch eher mal liebevoll flicken, anstatt das Kledungsstück gleich in den Müll zu werfen. Und das beste überhaupt ist natürlich, dass man sich die Sachen ganz genau so machen, wie man sie gerne haben möchte. Es lohnt sich wirklich, die entsprechende Geduld und Lernarbeit zu investieren. Und für alle eventuellen Fragen und Schwierigkeiten gibt es ein ganzes Internet voller Tutorials, Videoanleitungen und hilfreichen Forenbeiträgen. Und aus den Stücken, die du wirklich nicht anziehen willst, weil sie schief gegangen sind, kann man immer noch super Kindershirts Babymützen, Loops, Puppenkleidung oder Unterhosen nähen.
2. Nimm dir für den Anfang was ganz leichtes vor.
Wenn du noch nicht viel Erfahrung im Nähen von Kleidung hast, nimm dir für den Anfang was ganz leichtes vor. Und sag dir von vorne herein, dass es okay ist, wenn es nicht gleich perfekt wird. Um mit Jersey oder anderen ungewohnten Materialien zu üben, eignet sich zum Beispiel ein ganz einfacher Loopschal oder ein Wickel- Stirnband. Such dir eBooks mit ausführlichen Fotoanleitungen – für Kinderkleidung empfehle ich sehr gerne klimperklein, einfache Schnitte mit guten Foto- bzw. sogar Videoanleitungen für Kinder und Erwachsene gibt es bei pattydoo oder farbenmix. Ein ganz simples Shirt , eine Leggins oder ein ganz einfacher Rock mit Gummizug verzeihen Ungenauigkeiten ganz gut. Und dann arbeite dich langsam vor: Lerne die verschiedenen Arten, wie man ein Shirt einfassen kann, probier vielleicht mal was mit einer Kräuselung aus, wage dich an einen Rock mit Reißverschluss. Ganz wichtig auch, gerade für den Anfang: Nimm dir Zeit! Sei geduldig mit dir selbst.
3. Eine Ovelock ist kein Muss!
Man kann Kleidung auch mit einer einfachen Haushaltsmaschine nähen. Solange diese Maschine einen Zickzack- oder einen anderen elastischen Stich beherrscht, geht das auch mit Jerseys und anderen dehnbaren Stoffen. Es dauert eben nur länger, man darf den Stoff beim Nähen auf keinen Fall dehnen – und das Ergebnis wird nicht so perfekt wie mit einer Overlock. Aber es geht, und ich lese immer wieder Blogs von Leuten, die nur so nähen und damit wirklich gute Ergebnisse erzielen. Bei webware geht es sogar ganz problemlos mit der Haushaltsmaschine. Einen einfachen Rock wie zum Beispiel diesen hier von pattydoo kriegt ihr hervorragend ohne Overlock hin.
4. Eine (günstige) Overlock ist eine sinnvolle Anschaffung!
Wenn dir das Selbernähen von Kleidung an deiner normalen Maschine Spaß macht und du das regelmäßig tun willst, ist eine Overlock wirklich gold wert – gerade elastische Stoffe nähen sich damit irre schnell und sehr sauber. Und es braucht nicht mal eine besonders teure Overlock, um sich ins Paradies der einfachen Verlarbeitung elastischer Stoffe befördern zu lassen: Ich nähe z.B. mit einer Gritzner 788, die hat wirklich ein super Preis- Leistungsverhältnis und der Anschaffungsreis amortisiert sich schon nach wenigen selbst genähten (statt gekauften) Kleidungsstücken. Ich hatte mit dieser Maschine noch nie irgendwelche Probleme, sie näht wunderbar und auch das Einfädeln verliert schnell seinen Schrecken. Einziger Wermutstropfen ist, dass sie relativ laut ist, aber das kann ich verschmerzen. Die empfehle ich sehr gerne weiter. Manchmal gibt es auch beim Discounter Overlockmaschinen für noch weniger Geld. Zu denen kann ich selbst nichts sagen, aber ich lese immer wieder in Foren von Leuten, die damit auch ganz zufrieden sind. Wer ein größeres Budget hat, ist sicherlich gut beraten, im Fachhandel mal ein paar Overlocks probezufahren und sich dann für das sympatischste Modell zu entscheiden.
5. Lerne, Schnitte abzuwandeln!
Wenn du schon ein bisschen Erfahrung gesammelt hast, siehst du einem Schnitt irgendwann schon auf dem Papier an, wo er dir zu weit sein wird, und ob du das Stück ein bisschen länger oder kürzer machen musst. Es lohnt sich auch hier, nochmal etwas Lernarbeit in die Basics der Schnittabwandlung zu stecken, denn dann kannst du deine Lieblingsschnitte wirklich perfekt an deine Figur anpassen. Das klingt jetzt wirklich komplizierter, als es ist, aber Schnittabwandlung beißt nicht. Das kann mittlerweile selbst ich ganz gut, und ich begreife mich immer noch am ehesten als „Anfängerin mit Vorkenntnissen“. Wenn du bis hierhin gekommen bist, brauchst du eigentlich nur vier oder fünf Schnitte, aus denen du deine gesamte Basic- Garderobe zusammenstellen kannst, ohne dass es langweilig wird. Du kannst dein Lieblingsshirt mit x verschiedenen Ausschnittmöglichkeiten variieren, kannst den Ausschnitt mal raffen, oder mal Puffärmel einsetzen. Ein Leggins- Schnitt lässt sich an den Beinen verbreitern und wird zu einer lässigen Kuschelhose für zuhause, oder zu einer schönen Marlene- Hose. Den Schnitt für deinen Lieblingsrock kannst du minikurz oder in perfekter Stiefelhöhe nähen – und so weiter. Die gute rosa p. hat gerade das passende Buch dafür herausgebracht:Ein Schnitt – vier Styles: Kleidung nähen mit Rosa P.
(und – pssssst! – gerade verlost sie ein paar Exemplare davon auf ihrem Blog!)
Speziell für das Selbernähen für große Größen habe ich hier vor einiger Zeit schonmal ein paar nützliche Links zusammengestellt.
Ehrlich, es ist wirklich nicht so schwierig. Wenn ich das hinkriege, schafft ihr das auch. Und mit jedem gelungenen Stück wächst die Freude daran, sich seine Kleidung selbst nähen zu können. Weil ich total neugierig bin, was ihr euch so selbst näht, habe ich eine ringelmiez- Nähgruppe auf facebook gegründet. Ich hoffe, dass wir uns da nett austauschen, unsere Sachen zeigen und uns neue Ideen holen können, wenn erst genug beitragende Mitglieder dabei sind. Um Spam und Scam aus dem Weg zu gehen, ist sie nicht öffentlich, aber wenn ihr eine Anfrage stellt, füge ich euch gern hinzu. Ich hoffe, da gibt es schon bald die ersten Fotos zu sehen von euren selbstgenähten Sachen!