me made mittwoch: Ganz okaye neue Klamotten und ein kleiner Rant auf Schnittmuster für große Größen.

Heute mache ich zum ersten Mal beim MeMadeMittwoch mit. Und zwar hiermit:

14882148381_fb75535637_kIhr seht RÖMÖ in XXL, genäht aus blumig bunt gemustertem Babycord von Stenzo; eine schlichte schwarze Leggins nach dem Schnittmuster von Milchmonster und ein senfgelbes Shirt nach dem Grundschnitt „Deborah“ von Mamu Design.
Mit Römö habe ich vorerst einen Rock gefunden, der für meine Figur ganz okay ist. Bei meinen Breiten Hüften mag ich nichts Ausladendes, nichts Ausgestelltes. Ich brauche einen möglichst gerade geschnittenen, schlichten Rock. Diesen hier habe ich an der Saumkante mit Schrägband eingefasst. Ich habe mir schon mehrere Römös genäht und rausgefunden, dass ich den Schnitt um ca. 7 cm kürzen muss, damit er an mir gut aussieht.
Die Leggins von Milchmonster finde ich super – nach dem Schnitt habe ich mir schon einige Paare genäht. Geht schnell, und der Schnitt bietet selbst meinem großen Hintern ausreichen Platz.

 

14882731164_96920e32f5_kNach einigen Fehlversuchen habe ich mit dem Deborah- Shirt bisher das für meine Maße geeignetste gefunden. Nur den Ausschnitt mag ich nicht. Den nächsten muss ich wieder etwas weiter machen. Eingefasst habe ich Hausausschnitt und Ärmelbündchen mit Bandeinfassung – also quasi mit einem „falschen“, da nicht in der Diagonale zugeschnittenen, Schrägband. Geht überraschend einfach und sieht meinem Empfinden nach am schönsten aus.

Seit etwa einem halben Jahr nähe ich jetzt auch Kleidung – für mich und für die Kinder, und manchmal auch für denn Mann. Es bereitet mir großen Spaß, und jedes Mal, wenn ich ein fertiges Kleidungsstück unter dem Nähfuß hervorziehe, dass dann auch noch passt, freue ich mir ein Loch in die Mütze. Sich selbst Klamotten nähen zu können, ist schon eine ziemlich coole Sache, und meine Overlock war wirklich eine sehr lohnenswerte Anschaffung.

14885174745_3a1d6aa0f6_bTrotzdem bin ich ein bisschen frustriert, denn brauchbare Schnittmuster für große Größen sind leider sehr rar. Klar – es gibt mittlerweile viele Schnittmuster, die bis größe 46, 48 oder manchmal sogar 50 gehen. Aber zum einen fehlen da immer noch einige Größen (auch Menschen mit Kleidergröße 58 möchten sich gerne schöne Sachen nähen können!), und zum anderen sind das immer Schnittmuster, die nicht auf dicke Körper zugeschnitten sind. Die Schnitte werden meistens konzipiert für schlanke Normkörper zwischen 36 und maximal 40, und dann einfach auf alle anderen Größen hochgradiert. Das mag für einige Größen hinhauen, aber spätestens ab 46 fängt es an, komisch auszusehen. Sackartig, fehlproportioniert. Da sitzen dann Zwischenbünde an vollkommen unvorteilhaften Stellen, in der Taille schlabbert alles und an der Hüfte spannt es. Die Schulternähte hängen auf den Oberarmen, die Ärmelbündchen sind viel zu eng. Bei Wickelschnitten droht die Oberweite, aus dem Ausschnitt zu fallen, bei Empire- Schnitten sitzt der Bund, der eigentlich unter die Brust gehört, nicht selten mittendrauf. Auch die Sachen, die ihr hier auf den Fotos seht, sind bloß das optmimalste, was ich bisher gefunden habe – aber wirklich gut sitzt davon auch nur die Leggins. Der Rock schiebt sich beim Gehen – je nach dem, aus welchem Material ich ihn genäht habe – hinten mehr oder weniger stark nach oben, so dass ich zwischendurch immer damit beschäftigt bin, ihn wieder runterzuzuppeln. Das Shirt ist, obwohl ich es schon verlängert habe, immer noch etwas zu kurz, weshalb ich ein längeres, dünnes Trägershirt drunterziehe. Würde ich das Shirt so zuschneiden, wie es in der Anleitung für meine Größe angegeben ist, würde es 2 cm oberhalb meines Bauchnabels enden. Das ist ein „schönes“ Beispiel dafür, dass viele Designer_innen von Schnittmustern es zwar gut meinen, wenn sie ihre Schnitte auf große Größen gradieren, es aber so, ohne weitere Anpassungen für dicke Körper einfach nicht funktioniert.

Ich habe deshalb schon so einige Meter Stoff für die Tonne vernäht. Und nachdem ich mittlerweile Dutzende Schnittmuster von diversen deutschen und auch amerikanischen Anbietern durch habe – einfache Jedermannschnitte von populären DIY- Labels, aber auch etwas ambitioniertere von Burda oder simplicity – ist meine Lust, neues auszuprobieren, deutlich geschrumpft. Denn: Bei großen Größen überall das gleiche Problem.
Was fehlt, sind Schnitte, die speziell für dicke Körper konzipiert wurden. Die deshalb vielleicht auch die Größen unter 44 gar nicht bedienen. Selbstbewusste Schnitte, in denen große Bäuche und breite Hüften nicht nur Platz haben, sondern gut aussehen, ohne zwangsläufig „kaschiert“ oder „umschmeichelt“ zu werden. Keine unförmigen Tuniken, keine schlabberigen Big Shirts, und bitte (!) keine weiteren bademantelartigen Wickelkleider. Überraschenderweise muss man seine Figur als dicker Mensch nämlich gar nicht zwangsläufig optisch verstecken wollen. Meistens möchte man einfach nur schöne, gut sitzende Kleidung, in der man sich wohlfühlt. Die darf gerne auch figurbetont sein, nette Details haben und Oberarm oder Bein zeigen. Und dafür mangelt es im DIY- Bereich halt einfach sehr an entsprechenden Schnittmustern. Ach, ich könnte richtig schlechte Laune kriegen bei dem Thema. Will ich aber gar nicht. Vielleicht gibt es unter meinen Leser_innen ja auch den/ die ein oder andere dicke_n, die sich seit Jahren problemlos schöne Klamotten näht. Vielleicht hab ich die richtigen Quellen für durchdachte Großgrößenschnittmuster einfach noch nicht gefunden? Ich bin dankbar für jeden Tipp, der meine Laune in dieser Hinsicht hebt :)