Kaum ist der letzte Auftragsquilt abgeschlossen, gibt es schon wieder Neues zu tun in der Nähwerkstatt: Ich setze das Motiv einer Hochzeitstorte als Quilt um. Schöne Idee, oder? So sah die Hochzeitstorte aus:
Zwei verliebte Vögelchen, die turtelnd auf einem Baum sitzen. Sehr süß! Und sehr passend zum derzeit wunderschönen Frühlingswetter. Übers Wochenende konnte man dem Bäumchen auf meinem instagram-Account schon beim Wachsen zusehen. Meine Leinwand war eine 2 Meter lange Stoffbahn aus hellbraun gepunktetem Westfalenstoff „Capri“:
Und dann wuchs nach und nach ein Baum aus verschiedenen braunen und braun-gemusterten Stoffen. Dadurch wirkt der Baum sehr schön patchwork-y, was seinen Niedlichkeitscharakter ein bisschen unterstreicht. Der Quilt-Baum hat ein paar Äste mehr als der Torten-Baum, denn mittlerweile sind noch zwei kleine Vögelchen dazugekommen, und es ist nicht ausgeschlossen, dass ich irgendwann mal noch ein drittes, viertes oder fünftes draufnähen darf. Auf den Ästen sitzen die Vögelchen, und drumherum verteile ich die Blätter. Davon werde ich noch ein paar mehr machen – aber nicht zu viele, damit noch Platz bleibt für weitere Geschwister-Vögelchen.
(In meiner Werkstatt herrscht gerade akute Platznot, also entschuldigt bitte den schrägen Winkel und die Kisten und Stoffreste-Eimer und was man sonst noch so am Bildrand findet). Im weiteren Sinne ist auch das ein Memory Tree Quilt, wie ich hier schonmal einen genäht habe – recht ähnlich, und doch wieder ganz anders. Quilts mit dieser Appliqué-Technik zu gestalten, ist arbeits-und zeitaufwändig, und man braucht ein bisschen Vertrauen in die eigene Fähigkeit, viel Frei Hand zu arbeiten. Aber es macht jedes Mal wieder großen Spaß. Ich freue mich jetzt schon auf das Quilting, für das ich mir schon etwas Passendes ausgedacht habe…
Übrigens ist dieser Quilt der erste und bisher einzige, für das jemand einen der 10%-Rabatt-Flyer eingesetzt hat, die bis vor kurzem mit jedem Taschenbegleiter verschickt wurden. Ich habe noch einen kleinen Stapel dieser Flyer hier, den ich demnächst wieder zu ROTERFADEN schicken werde. Aber da diese Werbeaktion leider keinen so großen Erfolg hatte, werde ich danach wohl erstmal keine Flyer nachdrucken lassen. Wer also sowohl an einem Taschenbegleiter (meine Liebeserklärung), als auch an einem Quilt von mir herumüberlegt, sollte diese vorerst letzte Chance auf einen 10% günstigeren Quilt nutzen :)
Die Tage haben es in sich zur Zeit. Ich muss berufliche Projekte, wichtige private Termine, Umstrukturierungen von Arbeitsweisen und Arbeitszeit und so manches andere irgendwie unter einen Hut kriegen. Dabei sehe ich mich selbst irgendwie nur um die eigene Achse rotierend, und Zettel, Briefe, Stofffetzen wie wild durch die Gegend schmeißen. Sobald ich etwas Luft habe, stelle ich fest, dass es hier tatsächlich ein bisschen so aussieht, als hätte ich genau das getan – aber immerhin sehe ich dann auch, dass ich die meisten meiner Aufgaben doch recht gut erledigt bekomme.
Der praktische Teil des zwischenreingeschobenen Buchprojektes ist nun fertig und wird heute nachmittag zum Verlag getragen. Das heißt, nähtechnisch kann ich mich nun voll auf den nächsten Custom Quilt konzentrieren: Das Fenster zum Meer. Alle Stoffstücke sind zugeschnitten, die ersten Blocks zusammengenäht; der Stoff, den sich die Kundin für die Rückseite wünschte, ist eingetroffen. Und ich glaube, das wird wieder ein sehr schöner Quilt. Mehr zur Arbeit daran werde ich in den nächsten Tagen schreiben. Jetzt heißt es erstmal: Mädchen und Modelle einpacken und ab zum Verlag!
Es ist vollbracht: Noch rechtzeitig vor Weihnachten sind die Quilts für die beiden Jungs fertiggeworden und auf der Reise zu ihnen.
Sie messen beide etwa 150 x 160 cm sind damit groß genug als Tagesdecke, Sofa-Kuschelquilt – oder um sie sich vielleicht tatsächlich ab und zu tröstend um die Schultern zu legen. Ihre Vorderseiten bestehen aus etwa 9 Hemden, 2 Poloshirts, 4 T- Shirts, einem Cordhemd, einer Jeans und einer Anzugweste. Gewünscht war, dass ein Quilt grüne Sterne und ein grünes Backing bekommt, der andere blaue Sterne und ein blaues Backing. Dafür, sowie für die Sterne und das Binding der Quilts habe ich Quilters Linen von Robert Kaufman gewählt. Eine wahnsinnig tolle Serie an Semi Solids in einer großen Auswahl echt schicker Farben. Diese Serie hat es mir echt angetan; ich habe Stoffe daraus schon bei den letzten Quilts verwendet. Die Stoffe passen mit ihrer aufgedruckten Leinenstruktur natürlich perfekt ins Kleidungsthema; die Farben sind kräftig, aber doch dezent genug, um nicht aufdringlich zu sein. Gequiltet habe ich das ganze in diagonalen Linien.
Trotz der vielen unterschiedlichen Stoffqualitäten, die ich verwendet habe, ist die Oberfläche des Quilts schön gleichmäßig und harmonisch geworden. Ich mag die Optik der Quilts. Die Kleidung des verstorbenen Papas steht klar im Vordergrund; die vielen kleinen Quadrate ergebenden typischen „Patchwork- Look“, der bei den meisten meiner Kund_innen immer noch ganz oben auf der Wunschliste steht. Zusammen mit den den Sternen sieht das auf jeden Fall cool genug aus, damit es auch zwei großgewordenen Jungs noch gut gefallen kann.
Die Quilts wirken bunt und fröhlich, sie haben nichts Trauriges an sich. Was es mit dem Quilts auf sich hat, drängt sich nicht auf. Das weiß nur, wer die Geschichte dahinter kennt. Ich denke, ein solcher Quilt ist eine sehr schöne Möglichkeit etwas von einer lieben verstorbenen Person lebendig zu halten, ohne sich dadurch bedrückt zu fühlen. Er ist ein wertvoller Alltagsgegenstand – aber eben ein Alltagsgegenstand. Etwas, das immer da ist, regelmäßig benutzt wird, und im Idealfall bei guter Pflege über Generationen weitervererbt werden kann. Es war mir wichtig, die Quilts so zu gestalten, dass sie eine positive Ausstrahlung haben, damit sie auch gern benutzt werden. Dennoch wollte ich Raum lassen für Momente der bewussten Erinnerung. Daher habe ich nicht versucht, zu „vertuschen“, dass es sich bei den Stoffquadraten um Kleidung handelt. Sondern habe absichtlich auch Quadrate eingearbeitet, auf denen bei genauerem Hinsehen noch ein Stück einer Brusttasche, einer Knopfleiste oder ein kleines Label zu erkennen sind. Für die Augenblicke, in denen sich die Jungs bewusst an ihren Papa erinnern wollen, machen solche kleinen „Eselsohren“ die Bilder vielleicht leichter abrufbar.
Meine Beiträge zu diesen beiden Quilts aus der Kleidung eines verstorbenen Vaters haben große Resonanz hervorgerufen. Ich bekam viele interessierte Mails, viele Anfragen. Ob ich mal wieder einen Auftrag bekomme, bei dem ich mit der Kleidung einer verstorbenen Person arbeiten darf? Ich bin neugierig, ob es beim zweiten Mal eine andere Erfahrung ist. Bei diesem ersten Mal war es wirklich Arbeit, mit den emotionalen Aspekten dieses Auftrags umgehen zu lernen. Es ist ja nicht mein Job, beim Nähen in die mir anvertraute Kleidung zu weinen. Es wäre aber auch fast schon despektierlich, wenn mir ein solcher Auftrag emotional überhaupt nicht nahe gehen würde. Die richtige Balance zwischen beiden Polen, denke ich, ist ein entscheidender Faktor, um diese durchaus wichtige Arbeit sowohl mit dem nötigen Einfühlungsvermögen, als auch mit der notwendigen professionellen Distanz erfüllen zu können. Ich bin jedenfalls recht zufrieden mit mir selbst in dieser Hinsicht. Auch für mich war dieser Auftrag eine wichtige Erfahrung.
Mit den beiden Quilts ist nun auch der Duft aus meiner Werkstatt verschwunden, der bei diesem Auftrag so zentral war. Meine größte Sorge war, dass die Quilts diesen wertvollen Duft verlieren würden, oder gar zuviel von unserem annähmen, während ich an ihnen arbeite. Ich habe sie deshalb vor dem Versand nicht gewaschen (was ich sonst immer tue), und sie in ihrem riesigen Versandkarton direkt auf die restliche Kleidung, die ich nicht verwendet habe, gelegt. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie die Jungs ihre Quilts finden – ob ich das wohl erfahren werde? Gute Reise, ihr beiden ganz besonderen Stücke!
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Hier gibt es Episode 1 und Episode 2 zur Geschichte und der Herstellung dieser Quilts zu lesen.
2015 gibt es noch ein paar freie Plätze in meinem Auftragsbuch – Quiltwünsche gerne über das Kontaktformular. „Und was kostet sowas?“ – Eine Antwort auf die Frage, die ich zu meinen Quilts am häufigsten gestellt bekomme.
Endlich kann ich ihn euch zeigen, den Quilt, den sich meine Kundin Claudia selbst zum Geburtstag schenkt. Sie wünschte sich einen Quilt mit viel rot und crème, Stoffe mit blumigen Motiven, elegant, edel, opulent. Dieser Quilt aus meinem Portfolio hatte es ihr besonders angetan; ihrer sollte ähnlich werden.
Weil der Geburtstag der Kundin im Dezember liegt, wollte ich gerne was mit Sternen machen. Also habe ich die Oktagons des Vorbild- Quilts mit Sternen, und das gewünschte rot mit dunklem grün kombiniert. Das Sashing besteht aus crèmefarbenem, sehr edlem Baumwollstoff, in das ein dezentes florales Muster eingwebt ist. Je nach Lichteinfall sieht der Stoff einfach nur crèmefarben aus, oder das Muster hebt sich dezent glänzend hervor. Besonders gut erkennbar ist das auf dem Foto etwas weiter unten rechts, auf dem der Quilt zusammengefaltet liegt. Einfach draufklicken, um das Bild zu vergrößern.
Es ist superschwierig, bei dem lichtarmen Wetter schöne Fotos hinzukriegen: Draußen ist es zu nass, um einen hellen Quilt dekorativ über Gartenzäune oder kahle Winteräste zu hängen; drinnen zu duster, um das Stück in seiner vollen Pracht zeigen zu können. Ich hoffe, es kommen hier trotzdem alle Facetten schön rüber.
In diesem Quilt steckt sehr viel Präzisionsarbeit. Schräge Linien und Dreiecke erfordern immer eine Portion mehr gründliche Planung und exaktes Arbeiten, als wenn nur geradkantige Stücke zusammengefügt werden müssen.Ich liebe Herausforderungen dieser Art ja. Und erst diese wohlige Zufriedenheit, wenn sich dann tatsächlich alles perfekt auf den Punkt aneinanderfügt…
Das Quilt Top, also die Oberseite dieses Quilts, besteht aus insgesamt etwa 250 einzelnen Stoffstücken. Für die Rückseite des Quilts habe ich schlichten, weißen Baumwollstoff gewählt. Zwischen diesen beiden Stofflagen befindet sich ein dünnes, aber dennoch Wärme spendendes, hochwertiges Baumwollvlies.
Aus einer gewissen Entfernung wirken die Achtecke fast wie Kreise. In Anlehnung daran habe ich mich bei diesem Quilt für abgerundete Ecken entschieden. Das bedeutet dann, dass ich das Binding, also das Einfassband, wie ein Schrägband aus diagonalen Stoffstreifen zuschneiden muss. Nur so legt es sich schön glatt um die Rundungen. Wie immer, wurde das Binding auf der Vorderseite mit der Maschine, und auf der Rückseite von Hand angenäht.
Da sowohl die Stoffe selbst, als auch das Layout des Quilt Tops dem Auge schon genug Aufmerksamkeit abfordern, kam eigentlich nur ein schlichtes Linienquilting in Frage. Natürlich darf das Quilt Label auf der Rückseite nicht fehlen. Mir hat die Arbeit an diesem Quilt viel Freude bereitet, und ich hoffe, Claudia freut sich ebenso über ihr ganz besonderes Geburtstagsgeschenk an sich selbst.
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Er ist fertig, der Memory Tree Quilt. Und ist er nicht schön geworden? Ich bin selbst ganz hingerissen. Dieser Quilt ist nicht meine Erfindung, sondern eine im amerikanischen Raum sehr gebräuchliche Art und weise, Kleidungsstücke, die mit Erinnerungen an eine bestimmte Zeit verbunden sind, in eine große, warme Decke aus schönen Gedanken zu verwandeln. Gerade mit Babykleidung werden oft Bäume gestaltet; ansonsten findet man aber auch sehr oft T- Shirt- Quilts aus Bandshirts oder Footballtrikots und andere tolle Sachen. Es ist eine schöne Möglichkeit, liebgewonnenen Kleidungsstücken ein zweites Leben zu schenken, besonders dann, wenn die Kleidungsstücke zum Aufheben und weitervererben vielleicht nicht mehr geeignet sind.
Für diesen Quilt bekam ich einen Karton mit Babykleidung von Zwillingsmädchen geschickt – ihr erinnert euch vielleicht. Ich habe mir einen Schlafsack, drei Shirts und ein Kleidchen herausgesucht, die farblich alle gut zueinander passten. Habe die Stücke entlang der Nähte aufgeschnitten, auf Vliesofix gebügelt und dann Blätter ausgeschnitten. Auf ein großes Stück dunkelbraunem Baumwollstoff habe ich freihand mit einen Baum gezeichnet, ausgeschnitten, mit Vliesofixstücken und -schnipselchen (die Äste!) bebügelt. Baum und Blätter habe ich dann auf reinweißen Bumwollstoff gebügelt und mit Wollgarn umrundet. Teilweise habe ich dabei einen Zierstich verwendet, so dass einige der Blätter sehr plastisch rauskommen und wie von Hand umstickt wirken. Ein sehr schöner Effekt, der aber auch sehr zeitintensiv ist. Als „Blüten“ habe ich die Hände der beiden Mädchen in den Baum gesetzt – ihre Mama hat mir dafür extra noch Handabdrücke ihrer Töchter geschickt. Auf dem Schlafsack war auch ein hübscher kleiner Vogel drauf, der seinen ganz eigenen Ast im Baum bekommen hat.
Das Backing, also die Rückseite des Quilts, besteht aus einem fröhlich bunt gepunkteten Stoff, und das Binding habe ich aus schönen Röschen auf rotem Grund gemacht. Auch dieser Quilt ist freihand gequiltet – dieses Mal aber anders, als ich das sonst so mache. Nämlich mit unterschiedlich großen Kreisen und Spiralen. Ich finde, das passt einfach gut zum verspielten Charakter des Quilts, und besonders auf dem Baumstamm gefällt es mir gut. Da erinnert es ein bisschen an die Jahresringe eines Baumes…
Natürlich hat auch dieser Quilt sein eigenes, von Hand aufgenähtes Label mit Widmung bekommen – die Namen der Kund_Innen retuschiere ich immer raus. Ich hoffe, er bringt der Empfänger_Innenfamilie genaus so viel Freude, wie ich beim Nähen hatte.